Immer ein Ersatz parat: Der Raubdinosaurier T. rex musste sich wenig Sorgen um abgebrochene oder beschädigte Zähne machen, denn sie wuchsen ihm regelmäßig nach. Wie dies vonstattenging, hat nun der Schädel des Berliner Tyrannosaurier-Fossils „Tristan“ verraten. Demnach befand sich in seinem Oberkiefer jeder zweite Zahn im Zahnwechsel, die Beißer dazwischen aber waren voll einsatzfähig.
Der Tyrannosaurus rex war ein Raubsaurier, der selbst vor großer Beute nicht zurückschreckte. Dank seiner Wendigkeit und enormen Bisskraft jagte und tötet er selbst große, wehrhafte Dinosaurier und auch Artgenossen. Seine stabilen, steakmesserscharfen Zähne ermöglichten es schon jungen Tyrannosauriern, ihre Beute zu zerreißen und sogar Knochen zu knacken.
Ein Dinoschädel in der Uniklinik
Ein großer Vorteil dabei: Wie bei den meisten Reptilien wuchsen auch dem T. rex regelmäßig neue Zähne nach. Wie jedoch dieser praktische Zahnersatz im Einzelnen ablief, war bislang unklar. Jetzt haben Franziska Sattler und Daniela Schwarz vom Museum für Naturkunde in Berlin diese Frage geklärt. Zu Hilfe kam ihnen dabei der Schädel des einzigen kompletten Tyrannosaurus-Skeletts in Europa – „Tristan„.
Für ihre Studie entnahmen die Forscherinnen Tristans Schädel aus seiner angestammten Vitrine im Museum und transportierten ihn zum benachbarten Universitätsklinikum Charité. Dort wurde das kostbare Fossil in einem Computertomografen durchleuchtet. Die hochauflösenden, dreidimensionalen Röntgenbilder ermöglichten einen ersten genauen Blick in den Kiefer und an die Zahnwurzeln des Tyrannosauriers.
Ersatzzähne schon in Warteposition
Das Ergebnis: Wie erhofft, waren im Kiefer des T. rex die Ersatzzähne schon in den einzelnen Zahnfächern erkennbar. Sie wachsen langsam in die Wurzeln der funktionalen Zähne hinein und lösen diese auf – am Ende fällt der alte Zahn aus, der neue bricht durch. Wie die Aufnahmen enthüllten, sind die kleinsten und jüngsten der Ersatzzähne noch schlank und haben nur eine dünne Schmelzschicht, während die größeren Ersatzzähne schon sehr den funktionalen Zähnen mit ihrem verdickten Zahnschmelz ähneln.
Die Computertomografie zeigte auch, in welchem Muster der Tyrannosaurier neue Zähne bekam. Demnach befand sich in Tristans Oberkiefer jeder zweite Zahn gerade in Zahnwechsel, die Zähne dazwischen waren dagegen voll funktionsfähig. Im Unterkiefer variiert diese Reihenfolge hingegen etwas, hier erfolgte der Zahnwechsel wahrscheinlich im vorderen und hinteren Kieferteil fast gleichzeitig. Ein einzelner Zahn hielt dabei mehr als zwei Jahre lang, bevor er ausgetauscht wurde.
„Wir können davon ausgehen, dass Tristan immer einen gut funktionierenden Satz scharfer Zähne im Maul hatte, um erfolgreich auf die Jagd zu gehen“, sagt Schwarz. „Regelmäßig die Zähne zu wechseln, muss für große Raubsaurier wie den T. rex ein großer Vorteil gewesen sein, denn einzelne ausgebissene, abgebrochene oder abgenutzte Zähne waren für die Tiere somit nicht dramatisch – sie wuchsen ja einfach nach.“ (Historical Biology, 2019; doi: 10.1080/08912963.2019.1675052)
Museum für Naturkunde – Leibniz-Institut für Evolutions- und Biodiversitätsforschung