Einzigartiger Fund: Im Denali-Nationalpark in Alaska haben Paläontologen tausende von Fußabdrücken von Entenschnabel-Dinosauriern entdeckt. Sie sind so gut erhalten, dass sogar die Hautstruktur der Füße noch erkennbar ist. Die Abdrücke sind nicht nur die nördlichsten ihrer Art, sie stammen zudem von Dinosauriern aller Altersstufen und geben damit einen einzigartigen Einblick in ihre Herdenstruktur, wie die Forscher im Fachmagazin „Geology“ berichten.
Während der späten Kreidezeit bildete Alaska eine wichtige Brücke zwischen dem nordamerikanischen und dem asiatischen Kontinent. Zahlreiche Fossilien zeugen von einer reichen urzeitlichen Tierwelt dieser Region. Im Gebiet des Denali-Nationalparks lag damals ein ausgedehntes Flussdelta mit vielen Wasserarmen und Sandbänken. Jetzt haben Paläontologen um Anthony Fiorillo vom Perot Museum of Nature and Science in Dallas in Ablagerungen aus dieser Zeit erstmals ein ganzes Feld aus Dinosaurier-Fußabdrücken entdeckt.
Ein ganzes Spurenmeer
„Was wir dort fanden war unglaublich – so viele Spuren, so groß und so gut erhalten“, sagt Fiorillo. Es handele sich um die größte Spuren-Fundstätte so weit im Norden. Auf einer Fläche von 180 Metern Länge und 60 Metern Breite liegen tausende von Abdrücken von kreidezeitlichen Wirbeltieren, wie die Forscher berichten. Die häufigsten Spuren stammen von Hadrosauriern, bis zu 13 Meter großen pflanzenfressenden Dinosauriern, deren schnabelartig verbreiterte Schnauzen ihnen auch den Beinamen Entenschnabel-Dinosaurier eingebracht haben.
„Viele ihrer Spuren hatten sogar noch Hautabdrücke, so dass wir sehen können, wie die Sohlen ihrer Füße aussahen“, sagt der Paläontologe. „Die Größenverteilung von sehr kleinen bis sehr großen Spuren an dieser Fundstelle demonstriert zudem erstmals, dass diese polaren Hadrosaurier in Mehr-Generationen-Herden lebten.“ Bei so vielen Spuren von Jungtieren und Halbwüchsigen inmitten der Erwachsenen müssen sich diese Dinosaurier auch nach deren Geburt um ihre Jungen gekümmert haben. Offenbar bildeten sie ähnliche Herdenstrukturen wie heute Elefanten und andere große Pflanzenfresser.
Keine bloßen Durchzügler
Die Größenverteilung der Spuren verrät den Paläontologen zudem, dass die Hadrosaurier in ihrer Jugend einen rapiden Wachstumsschub erlebten. Ihre Wachstumsrate war in dieser Zeit ähnlich groß wie bei heranwachsenden Säugetieren, so die Forscher. Ähnliches hatte man auch schon aus Knochenfunden geschlossen.
Die Anwesenheit von sehr jungen Hadrosauriern in dieser Herde belegt, dass diese Dinosaurier wahrscheinlich nicht nur auf der „Durchreise“ in Alaska waren. „Die sehr jungen Hadrosaurier in der Herde hätten eine lange Wanderung noch nicht überstanden“, sagen die Paläontologen. Stattdessen müssen diese Dinosaurier ihren Nachwuchs in diesen hohen Breiten und aufgezogen haben. Vermutlich lebten sie sogar ganzjährig dort – und das, obwohl die Temperaturen dort im Winter trotz des Treibhausklimas der Kreidezeit bis auf nur 2 bis 4 Grad absinken konnten. „Dieser Spurenfund gibt damit einen einzigartigen Einblick in die Populationen großer Pflanzenfresser in diesem arktischen Ökosystem der Kreidezeit“, so Fiorillo und seine Kollegen. (Geology, 2014; doi: 10.1130/G35740.1)
(Geological Society of America, 07.07.2014 – NPO)