Zoologie

Tintenfische: Rätsel um farbenblinde Tarnungskünstler

Kontrast entscheidend, aber was noch?

Tintenfisch auf verschiedenen Untergründen © MBL, Lydia Mäthger

Tintenfische sind Meister der Tarnung: Sie passen ihre Färbung geschickt dem Untergrund an und können in kürzester Zeit zwischen bis zu 50 verschiedenen Musterungen wechseln. Jetzt haben Wissenschaftler herausgefunden, dass sie, wie zuvor bereits vermutet, für die jeweils passende Wahl der Färbung optische Schlüsselreize nutzen – aber die Tiere sind komplett farbenblind.

Schon zuvor hatten Untersuchungen gezeigt, dass Tintenfische keine Farben wahrnehmen können. Doch wie wirkt sich dies auf ihr Farbwechselverhalten aus? Wie schaffen sie es trotzdem die richtige Färbung anzunehmen? Um dies herauszufinden, führten Lydia Mäthger und ihre Forscherkollegen vom Forschungslabor für marine Biologie im amerikanischen Woods Hole Verhaltensexperimente mit Tintenfischen der Art Sepia officinalis durch.

Die Tiere wurden in Becken gesetzt, deren Böden Schachbrettmuster unterschiedlicher Farben und Kontraste aufwiesen. Es zeigte sich, dass die Tintenfische Kontrastunterschiede ab einem Schwellenwert von 15 Prozent registrieren und ihre Färbung entsprechend anpassen konnten. Unabhängig davon, ob das Schachbrett weiß-schwarz oder grün-schwarz war, zeigten die Tiere ein Schachbrettähnliches hell-dunkel-Muster.

Nach Ansicht der Wissenschaftler bestätigt dies, dass die Tintenfische in Ermangelung des Farbensehens sich primär am Kontrast des Untergrunds orientieren. Waren die beiden Schachbrettfarben ähnlicher, veränderten die Tiere ihre zuvor einfarbige Färbung nicht. Unterhalb dieser Grenze konnten sie offenbar beide Farben nicht mehr voneinander unterscheiden.

Doch trotz dieser Ergebnisse bleibt die Frage offen, wie sich die Meister der Tarnung auch in kontrastarmen, aber farbenreichen Umgebungen, wie sie für Flachwasserzonen typisch sind, so gut anpassen können. Immerhin leben die Tiere besonders häufig in Korallenriffen und Riffen der gemäßigten Zonen – Gebieten, in denen Farben und Musterungen des Untergrunds stark variieren.

“Unsere Ergebnisse zeigen, dass Tintenfische Kontrastdifferenzen von mindestens 15 Prozent erkennen können, aber das ist nur die obere Grenze“, erklärt Mäthger. „Es ist sicher noch nicht die absolute Kontrastgrenze, die wir ja feststellen wollen. Es scheint, dass Tintenfische sich tarnen indem sie sich an die Intensitäten von Objekten in ihrer Umwelt anpassen und wir sammeln gerade Daten um festzustellen, ob das wirklich der Fall ist. Die Wissenschaftler testen jetzt die Wahrnehmung und Reaktion der Tintenfische auf eine Reihe weiterer optischer Schlüsselreize wie die Helligkeit und Größe von Objekten.

(MBL Marine Biological Laboratory, 19.04.2006 – NPO)

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