Kampf der Giganten: Vor 220 Millionen Jahren lieferten sich ein wasserlebender und ein landlebender Saurier einen erbitterten Kampf bis zum Tod. Von diesem Zweikampf der Fleischfresser zeugen Bisspuren und ein im Knochen abgebrochener Zahn. Das Besondere an diesem Urzeit-Duell aber ist, dass beide Gegner Top-Prädatoren ihrer Lebensräume waren – und sich dennoch gegenseitig angriffen.
Sie waren die Vorgänger der Dinosaurier und gehörten vor rund 220 Millionen Jahren zu den Top-Raubtieren ihres Lebensraums: Der rund sieben Meter lange Rauisuchide lebte an Land und jagte dort nach Beute, der etwa gleich große Phytosaurier hielt sich vorwiegend im Wasser auf. Er sah heutigen Krokodilen relativ ähnlich und scheint auch in puncto Jagd einiges mit ihnen gemeinsam zu haben, wie Stephanie Drumheller von der Virginia Institute of Technology und ihre Kollegen herausgefunden haben.
Zahn im Knochen
Denn als die Paläontologen den Knochen eines Rauisuchiden untersuchten, der im California Museum of Paleontology in Berkeley aufbewahret wurde, fanden sie Überraschendes: Eingebettet in den Knochen und mit rund fünf Zentimetern neuem Gewebe überdeckt, entdeckten sie den abgebrochenen Zahn eines weiteren Sauriers. „Einen Zahn direkt in einem fossilen Knochen zu finden, ist sehr, sehr selten“, so Drumheller.
Zahn und Bissspuren zeugten davon, dass der selbst gefährliche und räuberische Rauisuchide offenbar von einem anderen Prädator angegriffen worden war. Der Saurier muss diesen Angriff jedoch zumindest eine Weile überlebt haben, das zeigt das über den Zahn gewachsene Gewebe. Zusätzliche Biss- und Druckspuren am Knochen zeugen allerdings davon, dass der Raubsaurier noch einen zweiten Kampf bestritt – und in diesem dann endgültig unterlag.
Spitzen zweier Nahrungsketten im Duell
Mit Hilfe von computertomografischen Aufnahmen konnten die Paläontologen den Gegner des Rauisuchiden bestimmen: Es muss ein Phytosaurier gewesen sein, einer der krokodilähnlichen Saurier, die semiaquatisch in den flachen Gewässern der Trias lebten. „Einen Phytosaurierzahn in dem Knochen eines Rauisuchiden zu finden ist sehr überraschend“, so Drumheller. Denn die Phytosaurier waren meist etwas kleiner als die größeren landlebenden Raubsaurier. Dass sie auch diese gefährlichen Gegner als Beute angingen, war zuvor unbekannt.
Und noch etwas belegt der Zahnfund: Offenbar waren die Nahrungsketten an Wasser und Land in der Trias weitaus weniger stark voneinander getrennt als bisher angenommen. „Dieser Fund bringt uns dazu, einige der Annahmen über die Ökosysteme der Späten Trias noch einmal zu überdenken“, erklärt die Paläontologin Michelle Stocker. „Offenbar ist die getrennte Betrachtung von Wasser und Land zu vereinfacht. Stattdessen waren beide Sphären eng miteinander verknüpft.“
(University of Tennessee at Knoxville, 01.10.2014 – NPO)