Sie hatten sie doch: Wissenschaftler haben nun auch bei Trilobiten drei sogenannte „Medianaugen“ entdeckt, die auf der Stirn zwischen den Facettenaugen sitzen. Da solche Stirnaugen bei allen Verwandten der Trilobiten vorkommen, war es lange Zeit ein Mysterium, warum sie selbst offenbar keine hatten. Doch neu begutachtete Funde zeigen nun, dass die Medianaugen wahrscheinlich unter einer ehemals transparenten Panzerschicht lagen, die beim Versteinern nachgedunkelt ist und die Extra-Augen so bisher vor dem Blick der Wissenschaftler verborgen hat.
Trilobiten gehören zu den Stars des Erdaltertums. Paläontologen erforschen die meeresbewohnenden Gliederfüßer bereits seit 150 Jahren, lernen aber immer noch Neues über sie. Zum Beispiel, dass es unter ihnen Kannibalismus gab oder dass sie sich manchmal im Gänsemarsch fortbewegten. Von besonderem Interesse sind auch die Augen der ausgestorbenen, asselähnlichen Tiere. Sie besaßen bereits überraschend moderne und komplexe Facettenaugen, ähnlich wie heutige Insekten. Doch während Insekten und andere Gliederfüßer zusätzlich zu den Facettenaugen auch sogenannte „Medianaugen“ auf der Mitte der Stirn haben, konnten diese bei Trilobiten bisher nicht nachgewiesen werden.
Ein abgeschabter Kopf als entscheidender Hinweis
Medianaugen sind kleine Becheraugen, die manchmal mit Linsen ausgerüstet sind. Damit sind sie menschlichen Augen nicht unähnlich. Ihre Funktion variiert je nach Tier und ist noch nicht vollständig geklärt. Ebenfalls ungeklärt ist, ob Trilobiten tatsächlich keine Medianaugen hatten, obwohl diese typisch für Gliederfüßer sind. Brigitte Schoenemann von der Universität zu Köln und Euan Clarkson von der University of Edinburgh hatten stattdessen den Verdacht, dass die nur einige Zehntel Mikrometer großen Extra-Augen bisher schlicht übersehen wurden.
Dieser Verdacht hat sich nun bestätigt – mithilfe eines auf den ersten Blick unscheinbaren Fossils des bodenbewohnenden Trilobiten Aulacopleura koninckii, bei dem ein Teil des Kopfes abgeschabt ist. Was zunächst wie ein Schönheitsfehler erschien, erwies sich für Schoenemann und Clarkson als Glücksfall. Denn die abgeschabte Panzerung legte den Blick auf drei fast identisch geformte Flecken frei.