Belastetes Futter: Nahrung für Hunde und Katzen enthält in vielen Fällen offenbar auch Parabene. Bei Stichproben in den USA fanden Forscher die hormonähnlich wirkenden Chemikalien in allen untersuchten Futtervarianten – und wiesen sie außerdem im Urin der Vierbeiner nach. Wie sich diese Belastung auf die Haustiere auswirkt, ist unklar. Parabene stehen aber im Verdacht, nicht ganz unbedenklich zu sein.
Nahezu überall ist der Mensch heutzutage potenziell schädlichen Chemikalien ausgesetzt, die aus der Umwelt in die Nahrungskette gelangen. Die Substanzen lassen sich in Meeressäugern oder Fischen, im Mikroplastik unserer Gewässer und sogar in der Muttermilch nachweisen. Kein Wunder, dass auch unsere ständigen Begleiter längst mit solchen Umweltchemikalien belastet sind: unsere Haustiere.
Substanzen wie Schwermetalle oder Bisphenol A gelangen unter anderem über Futterkonserven in den Körper von Hunden und Katzen – Stoffe, die teilweise sogar in den Hormonhaushalt eingreifen können. Forscher um Rajendiran Karthikraj vom New York State Department of Health in Albany haben sich nun einer weiteren Klasse dieser Umwelthormone gewidmet, den Parabenen. Parabene werden in zahlreichen Alltagsprodukten vor allem als Konservierungsmittel eingesetzt. Doch kommen sie auch im Tierfutter vor?
Parabene in allen Proben
Um das zu überprüfen, testeten die Wissenschaftler 58 unterschiedliche Futtervarianten – 23 für Hunde und 35 für Katzen. Außerdem analysierten sie Urinproben von jeweils 30 im US-Bundesstaat New York heimischen Tieren. Dabei fahndeten sie konkret nach sechs Parabenen und fünf Abbauprodukten dieser Stoffe. Und tatsächlich: In allen Proben waren Parabene oder verwandte Metabolite enthalten – sowohl im Futter als auch im Urin.
Am häufigsten wiesen die Forscher Methylparaben und das dazugehörige Abbauprodukt 4-Hydroxybenzoesäure nach. Die durchschnittliche Gesamtkonzentration aller gemessenen Substanzen lag im Hundefutter bei 1.350 Nanogramm pro Gramm Futter, bei Katzenfutter mit 1.550 Nanogramm pro Gramm sogar noch höher. Trockenfutter war dabei in der Regel stärker belastet als Frischfutter.
Futter nicht die einzige Quelle?
Das Merkwürdige: Obwohl Katzen beim Fressen offenbar mehr dieser Chemikalien aufnehmen, fanden sich im Urin der Stubentiger geringere Konzentrationen als im Hundeurin. Ihre Ausscheidungen enthielten 30-mal weniger Parabene und siebenmal weniger Abbauprodukte. Für die Wissenschaftler ist damit klar, dass unsere sprichwörtlich besten Freunde auch über andere Wege mit den Umwelthormonen in Kontakt kommen. Katzen scheinen den Parabenen hingegen hauptsächlich über das Futter ausgesetzt zu sein.
Was bedeutet diese Belastung für die Vierbeiner? Inwiefern die Umwelthormone den Tieren schaden könnten, hat das Team zwar nicht untersucht. Theoretisch können hormonähnlich wirkende Substanzen allerdings Wachstumsprozesse oder die Fruchtbarkeit stören. Manche Wissenschaftler bringen die Chemikalien auch mit einem gehäuften Auftreten von Erkrankungen wie Diabetes oder Nierenproblemen bei Haustieren in Verbindung. (Environmental Science & Technology, 2018; doi: 10.1021/acs.est.7b05981)
(American Chemical Society, 08.03.2018 – DAL)