Auf Gesang gepolt: Unser Gehirn besitzt ein eigenes Areal für das Erkennen von Gesang, wie Forscher herausgefunden haben. Demnach gibt es in unserem Schläfenlappen eine Neuronengruppe, die nur auf die Kombination von Musik und Sprache reagiert. Bei reinen Instrumentalstücken bleiben diese Hirnzellen dagegen inaktiv. Das könnte darauf hindeuten, dass unser Gehirn Musik selektiver und arbeitsteiliger verarbeitet als bislang gedacht, so das Team im Fachmagazin „Current Biology“.
Musik ist tief in unserer Natur verankert: Schon Kinder im Mutterleib reagieren auf melodische Klangfolgen und nur wenige Sinneseindrücke könne so tiefe Emotionen wecken wie Musik. Wie und wo unser Gehirn jedoch Musik erkennt, ist bislang erst in Teilen geklärt. So legen Hirnscans und Ableitungen von Hirnströmen nahe, dass die im Schläfenlappen liegende Hörrinde eigene Schaltkreise und Areale für die Musikverarbeitung besitzt. Wie spezifisch diese Reaktion ist, ist jedoch offen.

Musikhörenden ins Gehirn geblickt
„Wir wissen bisher kaum etwas über den neuronalen Code der Musik“, erklären Samuel Norman-Haignere von der Columbia University in New York und seine Kollegen. Um diesem Code auf die Spur zu kommen, haben sie die Chance genutzt, dem Gehirn von 15 Epilepsie-Patienten beim Musikhören zuzusehen. Möglich wurde dies, weil den Patienten zur genaueren Diagnose ihrer Erkrankung feine Elektroden auf die Oberfläche des Gehirns implantiert worden waren.
Für ihre Studie spielten die Forschenden diesen Probanden 165 verschiedene Klänge vor, darunter Sprache, Musik, Geräusche und Gesang. Über die unter dem Schädel sitzenden Elektroden konnten sie die Hirnströme ableiten, die diese akustischen Reize in der Hörrinde des Gehirns hervorrufen. Aus einer früheren Studie mit denselben 165 Hörstücken sowie Hirnscans mittels funktioneller Magnetresonanztomografie (fMRT) wusste das Team bereits, wo das auf Musik reagierende Areal ungefähr liegt – nicht aber, ob die darin enthaltenen Neuronen spezifisch auf verschiedene Musikarten reagieren.