Mehr als nur blau oder braun: Lange galt die Augenfarbe als ein von nur wenigen Genen kontrolliertes Merkmal. Doch jetzt haben Forscher gleich 50 neue Genvarianten für die Augenfarbe von Europäern entdeckt. Das belegt, dass die Farben unserer Iris auf eine komplexere genetische Basis zurückgehen als bislang angenommen. Interessanterweise kommen viele dieser Varianten auch bei Asiaten vor, wie die Wissenschaftler berichten.
Ob grau, blau, grün oder braun: Menschen europäischer Abstammung zeigen die weltweit größte Vielfalt in der Augenfarbe. Diese Unterschiede kommen durch unterschiedliche Anteile der Pigmente Melanin und Phäomelanin in der Iris zustande. Ist mehr schwarz-braunes Melanin enthalten, erscheinen die Augen braun, überwiegt das hellere Phäomelanin, sind die Augen grün oder grau, fehlen die Pigmente, entstehen blaue Augen.
Rätsel um graue und grüne Augen
Doch wie diese Pigment- und Farbenvielfalt zustande kommt, war bislang erst in Teilen geklärt. Zwar waren zehn Genvarianten für die Pigmentierung der Iris schon bekannt, davon haben zwei Gene, HERC2 und OCA2, besonders großen Einfluss. Sie erlauben es beispielsweise vorherzusagen, ob ein Mensch blaue oder brauen Augen besitzt. Graue oder grüne Augen jedoch blieben außen vor. „Das illustriert die wahrscheinliche Präsenz weiterer, noch unbekannter Gene für dieses Merkmal“, erklären Mark Simcoe vom King’s College London und seine Kollegen.
Auf der Suche nach diesen fehlenden Genen haben die Forscher nun die bislang größte genomweite Vergleichsstudie dazu durchgeführt. Dafür analysierten sie das Erbgut von fast 195.000 Menschen aus zehn Populationen in Europa und zwei in Asien. Dabei suchten sie gezielt nach Genorten und Punktmutationen, sogenannten Single Nucleotide Polymorphisms (SNP), die gehäuft bei Menschen gleicher Augenfarbe vorkommen.