Geteilte „Mitbewohner“: Die Darmflora von Mensch und Hund ist sich überraschend ähnlich. Forscher haben über Genanalysen herausgefunden, dass wir uns nicht nur eine ähnliche Zusammensetzung an Mitbewohnern teilen – sondern auch gleichermaßen auf eine Ernährungsumstellung reagieren. Hunde könnten so besonders gut für Ernährungsstudien geeignet sein, berichten die Forscher.
Hund und Mensch sind ein eingespieltes Team. Der „beste Freund des Menschen“ hat sich im Laufe der Domestikation wie kein anderes Tier an uns angepasst. Hunde verstehen unsere Gesten und verarbeiten Sprache mit den gleichen Hirnarealen wie wir. Auch ihr episodisches Gedächtnis ist dem menschlichen sehr ähnlich. Während unserer langen Kameradschaft haben wir aber nicht nur Worte, sondern häufig auch das Futter mit unseren Begleitern geteilt. Könnten sich die Gemeinsamkeiten damit auch auf die Verdauung ausgeweitet haben?
Darmfloren im Vergleich
Genau diese Frage haben sich nun Luis Pedro Coelho vom Europäischen Laboratorium für Molekularbiologie in Heidelberg und seine Kollegen gestellt – und im Darm nach Gemeinsamkeiten zwischen Mensch und Hund gesucht. Die Forscher sammelten den Darminhalt von 64 Vierbeinern – eine Hälfte Beagle, die andere Labrador – und sequenzierten deren Gengehalt. Dadurch kategorisierten sie die Darmflora der Tiere und verglichen deren Zusammensetzung mit der von Menschen sowie der von Schweinen und Mäusen.
Das Ergebnis: Von allen Tieren ähnelte die Darmflora von Hunden der des Menschen am meisten. So setzte sich die „Wohngemeinschaft“ im Hund aus einem ähnlichen Verhältnis von Bakteriengattungen zusammen wie sie auch bei uns zu finden sind. „Wir fanden viele Gemeinsamkeiten im Gengehalt der Darmflora bei Mensch und Hund“, sagt Coelho. „Die Ergebnisse lassen vermuten, dass wir dem besten Freund des Menschen ähnlicher sind als bislang angenommen.“ Die Darmflora von Mäusen glich der unseren dagegen am wenigsten, Schweine lagen dazwischen.
Hunde sind uns erstaunlich ähnlich
Zudem wollten die Wissenschaftler wissen, wie sich die Ernährung der Hunde auf ihre Darmflora auswirkt. Dafür fütterten sie die Vierbeiner zunächst für vier Wochen die gleiche Standarddiät. Anschließend wurden die Tiere in zwei Gruppen eingeteilt: Eine Hälfte fraß Futter mit viel Proteinen und wenig Kohlenhydraten, die andere Gruppe bekam wenig Proteine und viele Kohlenhydrate.
Auf die Ernährungsumstellung reagierte das Mikrobiom der Hunde ähnlich wie die menschliche Darmflora. Neue Bakterienspezies siedelten sich an, andere verschwanden. Eine proteinreiche Ernährung veränderte besonders die Darmflora von übergewichtigen Hunde. Dies bestätigt die Theorie, dass eine gesunde Darmflora belastbar, ein krankes Mikrobiom dagegen anfälliger für Veränderungen ist.
Vorteil für Hund und Mensch
„Diese Ergebnisse lassen vermuten, dass Hunde besser als Modelle für Ernährungsstudien geeignet sind als Schweine oder Mäuse“, so Coelho. „Wir könnten Daten aus Hunden nutzen, um den Einfluss der Ernährung auf die Darmflora im Menschen zu untersuchen – und umgekehrt.“ Den Forschern zufolge liefern Hundestudien damit gleich zwei Vorteile: direkt für die Hunde und durch ihre Übertragbarkeit auch für den Menschen. (Microbiome, 2018; doi: 10.1186/s40168-018-0450-3)
(BioMed Central, 19.04.2018 – YBR)