In einem neuen und einzigartigen unterirdischen Ökosystem haben Wissenschaftler gleich acht bisher unbekannte Tierarten entdeckt, darunter vier Höhlenkrebse und ein blinder Skorpion. Die Höhle liegt unweit der israelischen Stadt Ramle bis zu hundert Meter unter der Oberfläche. Eine kleine Öffnung in einem Steinbruch führte die Forscher in die neue „unterirdische Welt“.
Die Höhle, Ayalon Cave getauft, sei „einzigartig in der Welt“, so Amos Frumkin, Professor für Geologie an der Hebräischen Universität in Jerusalem. Sie ist Teil des Yarkon-Taninim Aquifers, einem von zwei Grundwasserschichten in Israel. Dennoch unterscheidet sich der in der Höhle liegende unterirdische See deutlich in seiner Temperatur und chemischen Zusammensetzung vom Wasser im restlichen Grundwassersystem. Offenbar wird er von weitaus tiefer liegende Quellen gespeist.
Die unterirdischen Gewölbe sind nahezu vollkommen von der Außenwelt abgeschnitten. Eine über ihnen liegende Kalkschicht verhindert das Einsickern von Oberflächenwasser. Die sich mit Verzweigungen über zweieinhalb Kilometer weit erstreckende Kalksteinhöhle soll für die Öffentlichkeit verschlossen bleiben, um weitere wissenschaftliche Erforschung zu ermöglichen.
Die wirbellosen Tiere, die die Wissenschaftler in der Höhle entdeckten – vier Krebsarten und vier terrestrische Gliedertiere – sind zwar mit ähnlichen, bereits bekannten Lebensformen verwandt, unterscheiden sich aber gleichwohl deutlich von diesen. Forscher schätzen ihr Alter auf Millionen Jahre. Interessanterweise sind zwei der vier Krebse Salzwasserarten – ein Hinweis auf Veränderungen in den Wasserkörpern dieser Region vor Millionen von Jahren.
„Die acht bisher gefundenen Arten sind nur der Anfang einer fantastischen Biodiversität“, vermutet Hanan Dimentman, am Projekt beteiligter Wissenschaftler. „Weitere Erkundungen werden sicher noch mehr einzigartige Lebensformen enthüllen.“ Bis auf einen blinden Skorpion konnten die Forscher alle Exemplare lebendig beobachten. Weitere Untersuchungen durch biologische Experten weltweit sollen nun folgen. Proben haben auch bereits Bakterien nachgewiesen, die die Basis der Nahrungskette im neu entdeckten Ökosystem darstellen könnten.
(The Hebrew University of Jerusalem, 01.06.2006 – NPO)