Die Lärmbelastung in den Meeren bedroht Wale weit stärker als bisher angenommen. Weltweit kamen in den vergangenen zehn Jahren Hunderte seltene Schnabelwale und andere Meeressäuger durch extrem leistungsstarke Sonargeräte ums Leben. Die meisten modernen Kampfschiffe – auch viele Einheiten der Bundesmarine – haben die gefährliche Technik an Bord, die feindliche U-Boote oder Minen aufspüren soll. Das berichtet das Greenpeace Magazin in seiner neuesten Ausgabe.
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Bereits ein einziger Lärmeinsatz kann eine ganze Wal-Population ausrotten. Im Jahr 2000 trieben beispielsweise ein Dutzend Schnabelwale nach einer lautstarken Militärübung tot an die Strände der Bahamas, so die Umweltorganisation. Damit war der dortige Bestand erloschen. Schnabelwale leben weitab vom Festland und tauchen fast 2.000 Meter tief. Der enorme Schalldruck zwingt sie zum übereilten Auftauchen. Dabei verenden sie an inneren Verletzungen, die der Taucherkrankheit beim Menschen entsprechen.
Lärm erschwert Partnersuche
Die an Stränden angespülten Kadaver machen jedoch vermutlich nur einen kleinen Teil der Opfer aus. „Wer weiß, wie viele Tiere bei den Manövern auf See verendet sind, die niemand zu Gesicht bekommen hat?“, fragt die Walforscherin Natacha Aguilar vom US-amerikanischen Meeresforschungsinstitut Woods Hole im Greenpeace Magazin.
Der Lärmpegel im Ozean steigt jedes Jahrzehnt um etwa drei bis fünf Dezibel. Wale, die sich im Meer mit Hilfe von Schallwellen orientieren, werden dadurch massiv gestört. Forscher gehen davon aus, dass Zehntausende Quadratkilometer Ozean mittlerweile so laut sind, dass Wale sich dort nicht mehr verständigen können. Der Lärm erschwert vor allem die Partnersuche der Meeressäuger.
(Greenpeace/ots, 23.04.2007 – DLO)