Frühe Wurzeln: Das Erbmolekül DNA könnte in der „Ursuppe“ deutlich früher entstanden sein als bislang angenommen. Denn Forscher haben nun einen Reaktionsweg entdeckt, durch den dieses Erbmolekül auch ohne die Mithilfe von Enzymen gebildet wird. Der Übergang von einer primordialen „RNA-Welt“ zur DNA als dem dominierenden Träger der Erbinformation könnte sich dadurch rund 400 Millionen Jahre früher ereignet haben, so die Forscher.
Wie und wann entstand das erste Leben? Diese Frage ist bis heute nicht eindeutig beantwortet. So könnten Blitze, Kometen oder auch spezielle Lebensräume die Urheber der ersten Lebensmoleküle gewesen sein. Zudem könnte sich vor dem heute vorherrschenden Erbmolekül DNA zunächst RNA-basiertes Leben entwickelt haben. Denn während die DNA spezielle Enzyme für ihren Aufbau benötigt, übernimmt dies bei der RNA das Erbmolekül selbst mithilfe seiner Bausteine, der Ribozyme.
Das Problem der Kopplung von Zucker und Base
Doch nun liefern Forscher ein Gegenargument zu dieser Vorstellung einer RNA-Welt. Denn Oliver Trapp von der Ludwig-Maximilians-Universität München und sein Team haben herausgefunden, dass DNA auch ohne die Mitwirkung komplexer Enzyme entstehen kann. „Wir haben einen durchgängigen Reaktionsweg gefunden, durch den DNA-Nukleoside aus einfachen, präbiotisch verfügbaren Molekülen entstehen können“, erklären die Forscher.
Grundsätzlich bestehen DNA-Bausteine aus einer Nukleobase und einem Zucker, der Desoxyribose. Für die Kopplung dieser beiden Moleküle ist nach gängiger Annahme ein Enzym nötig. Doch dieses ist entbehrlich, wenn der Zucker nicht in fertigem Zustand an die Nukleobase koppelt, sondern in wenigen Reaktionsschritten an ihr aufgebaut wird, wie Trapp und sein Team experimentell belegen.