Bizarres Mischwesen: Paläontologen haben in Kolumbien und den USA Fossilien einer extrem untypischen Urzeit-Krabbe entdeckt – einem Experiment der Evolution, wie die Forscher erklären. Denn das 95 Millionen Jahre alte Wesen vereint Merkmale gleich mehrerer Krebsformen in sich. Mit seinen großen Komplexaugen und Schwimmbeinen bildet es einen zuvor unbekannten, sehr eigentümlichen Seitenast der Krabbenstammbaums.
Wie eine typische Krabbe – fachsprachlich Brachyura – aussieht, kennen die meisten von uns vom Strand: ein breiter, dicker Panzer, kräftige Scheren und eher kleine, gestielte Augen. Mit rund 7.000 lebenden und weiteren 3.000 fossilen Arten gehören die Krabben zu den artenreichsten Gruppen der Krebstiere. Doch weil vor allem aus den Tropen nur wenige Fossilien erhalten sind, ist der Stammbaum der Krabben bisher eher lückenhaft.
„Schnabeltier der Krabbenwelt“
Eine dieser Lücken schließt nun der Fund einer extrem ungewöhnlichen Urzeit-Krabbe. Entdeckt haben sie Javier Luque von der University of Alberta in Edmonton und sein Team sowohl in Kolumbien als auch in den USA in einer 90 bis 95 Millionen Jahre alten Gesteinsformation. Zwischen hunderten anderer Krebse stießen die Paläontologen auf Dutzende von Fossilien, die in keine Krebsgruppe zu passen schienen.
„Diese Tiere hatten die Komplexaugen von Larven, das Maul einer Garnele, die Scheren von Froschkrabben und den Panzer eines Hummers“, berichtet Luque. Weil dieses Fossil damit einer Chimäre – dem Mischwesen der griechischen Sagen – ähnelte und die Paläontologen zu Staunen brachte, tauften sie es Callichimaera perplexa. „Callichimaera perplexa ist so einzigartig und merkwürdig, dass man es als Schnabeltier der Krabbenwelt betrachten könnte“, so die Forscher.