Paläontologie

Einige Urzeit-Krokodile hatten keine Schuppen

150 Millionen Jahre alte Fossilien enthüllen glatte Haut bei Meereskrokodilen

Dakosaurus
Auf den ersten Blick ähnelte das Meereskrokodil Dakosaurus einem Delfin – auch in Bezug auf seine glatte Haut. © Dinosaurier Museum Altmühltal

Glatt wie ein Babypopo: Anders als ihre heutigen Nachfahren trugen einige Urzeit-Meereskrokodile keinen Schuppenpanzer – ihre Haut war so glatt wie die eines Delfins. Das belegen mehrere rund 150 Millionen Jahre alte Fossilien solcher Metriorhynchiden aus dem fränkischen Plattenkalk. Die glatte Haut dieser Meereskrokodile könnte ihnen mehr Wendigkeit und Tempo beim Schwimmen verliehen haben. Warum aber nicht alle Meereskrokodile ihre Schuppen verloren, ist noch unklar.

Krokodile gehören zu den urtümlichsten Reptilien, ihre Vorfahren existierten schon zu Beginn des Dino-Zeitalters. Einige dieser Urzeit-Krokodile lebten teilweise an Land und gehörten dort sogar zu den Top-Prädatoren. Andere dagegen hatten sich ans Leben im Ozean angepasst. Vor allem die Vertreter der Metriorhynchidae ähnelten im Körperbau eher Meeressauriern oder den heutigen Delfinen als typischen Krokodilen.

Fossile Hautreste im Plattenkalk

Jetzt zeigt sich eine weitere Eigenheit dieser Meereskrokodile: Anhand mehrerer Fossilien aus dem fränkischen Plattenkalk haben Paläontologen erstmals einen genaueren Einblick in die Körperoberfläche der Metriorhynchidae gewonnen. Das feinkörnige Sediment dieser Kalksteinformation aus dem späten Jura und der frühen Kreidezeit ist für seine besonders gute Konservierung urzeitlicher Strukturen berühmt.

Neben dem berühmten Archäopteryx haben Forscher dort auch schon mehrere Exemplare von rund 150 Millionen Jahren alten Meereskrokodilen entdeckt. Frederik Spindler vom Dinosaurier Museum Altmühltal und sein Team haben nun mithilfe der UV-Fluoreszenz die Hautschichten einige dieser Funde sichtbar gemacht und analysiert.

Glatte Haut ohne Schuppen

Das Ergebnis: Anders als andere Urzeitkrokodile besaßen die Metriorhynchidae keine Schuppenpanzer oder sonstige verhärtete Hautstrukturen mehr. Stattdessen war ihre Haut glatt, flexibel und völlig schuppenlos. „Diese Reptilien müssen sich in etwa wie heutige Delfine angefühlt haben, straff und dabei geschmeidig“, sagt Spindler. Die Haut war von lange Fasern durchzogen, die sie elastisch machte.

Damit ähnelte die Haut dieser Meereskrokodile eher der von Meeressauriern wie den Ichthyosauriern und Plesiosauriern als dem Panzer der restlichen Urzeit-Krokodile. Die Paläontologen vermuten, dass die Metriorhynchidae ihre Schuppen in Anpassung an das Leben im offenen Meer verloren haben. Während die noch ab und zu an Land ruhenden Krokodile ihren Panzer als Schutz gegen Sonne und Feinde behielten, reduzierten die Meereskrokodile die Schuppen, um dem Wasser beim Schwimmen weniger Widerstand zu bieten.

Fossil
Fossil eines Metriorhynchidae, Wirbelsäule und Weichteile der Schwanzflosse leuchten im UV-Licht bläulich. © Dinosaurier Museum Altmühltal

Anpassung ans Leben im offenen Meer

Die glatte Haut der Meereskrokodile stellt damit eine konvergente Entwicklung zu den anderen im offenen Meer lebenden Sauriern dar, wie Spindler und sein Team erklären. Dafür spricht auch eine weitere Konvergenz: Bei einem der Fossilien – einem rund drei Meter langen Meereskrokodil – ist eine gut ausgebildete, fischähnliche Schwanzflosse fast vollständig erhalten. Dies sei der erste Fall, bei dem dieses Merkmal gut ausgeprägt nachgewiesen werden konnte, so die Paläontologen.

Zusammen legen diese Merkmale nahe, dass es im Jura und der Kreidezeit auch innerhalb der Krokodile verschiedene Abstufungen aquatischen Lebens gab. Während einige Arten im Flachwasser und den Küstenbereichen lebten und jagten, waren andere an eine fast fischähnliche Lebensweise angepasst – dazu gehörten die Metriorhynchidae.

„Der Verlust der Schuppen bei den Metriorhynchidae ist eine Frage des adaptiven Werts: Knochige Panzer wurden einfach überflüssig, nachdem diese Arten eine vollständig pelagische Lebensweise entwickelten“, konstatieren Spindler und seine Kollegen. „Zusätzlich könnte der Verlust des Panzers den Tieren eine verbesserte Beweglichkeit im Wasser verliehen haben.“ (Paleontologia Electronica, 2021; doi: 10.26879/1099)

Quelle: Dinosaurier-Park Altmühltal, Lauer Foundation

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