Frühe Reaktion: Um im Körper Verdauungsprozesse in Gang zu setzen, genügt bereits der bloße Anblick von Nahrung – oder ein verführerischer Essensgeruch. Experimente zeigen: Schon durch solche Reize werden bei Mäusen bestimmte Hirnzellen aktiviert, die Signale an die Leber senden. Dieses an der Verdauung mitbeteiligte Organ setzt daraufhin für die Nahrungsverwertung wichtige Prozesse in Gang, wie Forscher berichten.
Die Verdauung ist ein lebenswichtiger Vorgang: Erst durch die schrittweise Verarbeitung im Magen-Darm-Trakt werden Lebensmittel und die in ihnen enthaltenen Nährstoffe für unseren Körper nutzbar. Sie passieren Mund, Speiseröhre, Magen und Darm, ehe lediglich der nicht verwertbare Rest ausgeschieden wird.
Damit dieser Prozess möglichst effizient vonstattengeht, leitet der Organismus die ersten Verdauungsschritte bereits ein, wenn die Nahrung noch gar nicht unsere Zunge berührt hat. So kurbelt schon das Sehen oder Riechen einer verlockenden Speise die Produktion der Magensäure an, wie Studien zeigen. Wissenschaftler um Claus Brandt vom Max-Planck-Institut für Stoffwechselforschung in Köln haben nun herausgefunden, dass sich diese sogenannte Kopfphase offenbar nicht nur auf den Magen-Darm-Trakt beschränkt.
Hungrige Mäuse
Die Forscher untersuchten für ihre Studie, wie ausgehungerte Mäuse reagieren, wenn ihnen nach Stunden des Fastens Futter vorgesetzt wird. Dabei durfte eine Gruppe der Nager tatsächlich fressen, für die andere Gruppe war die Nahrung jedoch unerreichbar in einem Käfig eingeschlossen. Die Tiere konnten sie somit lediglich sehen und riechen – nicht aber schmecken.
Es zeigte sich: Auch die Mäuse aus der zweiten Gruppe reagierten auf das angebotene Futter spürbar. Wie Brandt und sein Team berichten, wurden allein durch das Riechen und Sehen der Nahrung bestimmte Neuronen in der Hypothalamusregion des Gehirns aktiviert – Nervenzellen, die Signale an die Leber senden, einem vor allem für die Verdauung von Fetten wichtigen Organ. Und tatsächlich setzte die Aktivierung dieses Hirnbereichs in den Leberzellen Stoffwechselmechanismen in Gang, die für die Nahrungsverwertung von Bedeutung sind.
Frühe Reaktion
Damit gilt auch für die Leber: „Der Körper reagiert nicht erst auf Nahrung, wenn sie aufgenommen wurde, sondern bereits auf die sensorischen Signale, die mitteilen, dass sie bald ankommen wird. Somit kann er eine effiziente Verstoffwechselung des Essens gewährleisten“, schließt Brandt. (Cell, 2018; doi: 10.1016/j.cell.2018.10.015)
(Max-Planck-Institut für Stoffwechselforschung, 19.11.2018 – DAL)