Biologie

Viele Entscheidungen trifft der Neandertaler in uns

Vorzeitliches Bauchgefühl dominiert oft über rationale Analyse aller Risiken

Wenn es um Entscheidungen geht, handeln wir oft nicht analytisch. Stattdessen lassen wir uns von unserem Bauchgefühl und bisherigen Erfahrungen leiten – eine Strategie, die auch schon unsere Vorfahren und tierischen Verwandten nutzen, wie eine Studie in „Nature“ zeigt. Aber passen diese vorzeitlichen Instinkte noch in unsere moderne Welt? Nach Ansicht der Forscher lautet die Antwort darauf eindeutig Nein.

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Die Ampel vor Ihnen wird gelb – was tun Sie? Aufs Gas gehen und über die Kreuzung rasen in der Hoffnung, dass die anderen Verkehrsteilnehmer brav auf ihr Grün warten? Oder abbremsen und anhalten? Welche der beiden Verhaltensweisen Menschen in so einer Situation wählen, und vor allem warum, haben jetzt Wissenschaftler der Universität von Tel Aviv untersucht.

„Die Leute wollen wissen, wie wir Menschen Entscheidungen fällen, egal ob es dabei ums Autofahren oder um das Investieren in Aktien geht“, erklärt Arnon Lotem, Professor für Zoologie an der Universität von Tel Aviv. „Es ist wichtig zu verstehen, wann und wie wir diese Entscheidungen fällen, um auch die Art der Fehler zu verstehen, die dabei auftreten.“

Bauchgefühl statt Analyse aller Faktoren

In ihrer Studie fanden die Wissenschaftler heraus, dass Menschen, wenn sie vor eine simple Entscheidung gestellt sind, in der Regel nicht die komplette Situation basierend auf Logik oder statistischen Wahrscheinlichkeiten durchanalysieren. Aber auch die individuelle Persönlichkeit – ob Draufgänger oder ängstliches Mäuschen – spielt offenbar nur bedingt eine Rolle.

Stattdessen handeln wir eher nach Bauchgefühl: Wir verlassen uns auf einfache Strategien, die vorwiegend auf unseren persönlichen Erfahrungen beruhen. Wir sind uns beim Überqueren einer Kreuzung der theoretischen Gefahren bewusst, wenn wir bei gelb über eine Ampel rasen. Aber wenn wir nicht schon einmal in dieser Situation einen Unfall oder eine unangenehme Begegnung mit einem Verkehrspolizisten erlebt haben, schätzen wir die tatsächlichen Risiken zu gering ein.

In den meisten Fällen geht das tatsächlich glimpflich aus und es passiert nichts – aber wehe wenn nicht: „Man spart eine Minute, aber kann alles verlieren“, erklärt Lotem. „Die Menschen machen diese Gleichung dahinter aber nicht auf.“

Neandertaler im Businessanzug?

In diesem Vorgehen gleichen wir Menschen offenbar eher dem von Tieren wie Ratten oder Bienen – und sind daher nach Ansicht von Lotem nicht wirklich auf die heutigen Gefahren vorbereitet. „Wir haben im Laufe der Evolution Angst vor Schlangen entwickelt, nicht aber vor Ampeln“, so der Forscher. Seiner Meinung nach funktionierte unsere unter natürliche Bedingungen entwickelte Art mit Risiken umzugehen gut, als wir noch in Höhlen lebten, hilft aber nur bedingt beim Überleben in der modernen Welt.

(Tel Aviv University, 08.08.2008 – NPO)

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