Katzen, Hyänen, Seelöwen und Delfine können nichts Süßes schmecken. Denn sie und andere Raubtiere haben ihren Geschmackssinn für Süßes verloren, als sie sich auf Fleisch spezialisierten. Das hat ein internationales Forscherteam durch genetische Untersuchungen und Verhaltenstests herausgefunden. Das Ergebnis zeige, dass weitaus mehr Tierarten als bisher angenommen einen oder mehrere ihrer fünf Geschmackssinne verloren haben könnten, berichten die Wissenschaftler im Fachmagazin „Proceedings of the National Academy of Sciences“.
Bisher galten süß, salzig, sauer, bitter und umami als Geschmacksrichtungen, die alle Säugetiere schmecken können. Umami ist ein herzhafter Geschmack, der durch Bausteine von Eiweißmolekülen ausgelöst wird. Vor allem süß galt dabei als wichtige Geschmacksinformation, weil Süße in der Natur häufig zuckerreiche und damit nahrhafte Pflanzen anzeigt.
Deaktivierter Süßsensor
Doch bei acht der zwölf jetzt untersuchten Raubtierarten fanden die Forscher einen durch Mutationen deaktivierten Süßsensor. Darunter sind neben den Katzen auch Tüpfelhyänen, eine asiatische Otterart, Pelzrobben, Seehunde, Seelöwen und zwei in Asien beheimatete Katzenartige.
„Dass so viele verschiedene Arten im Laufe der Evolution unabhängig voneinander ihren Süßgeschmack verloren haben, war ziemlich unerwartet“, sagt Studienleiter Gary Beauchamp vom Monell Chemical Senses Center in Phildelphia. Denn die betroffenen Arten sind nicht eng miteinander verwandt, sondern entstammen ganz unterschiedlichen Säugetiergruppen. „Innerhalb der Gruppen gibt es zudem Arten, die Süßes schmecken und andere, die dies nicht können.“