Für Vögel sind nicht nur nachts alle Katzen grau, schon in der Dämmerung verlieren sie ihre Fähigkeit zum Farbensehen. Biologen haben jetzt herausgefunden, dass die Lichtschwelle bei zwei Sitticharten sogar fünf bis 20 Mal höher liegt als bei uns Menschen. Dafür allerdings sehen die Tiere tagsüber mehr und besser farbig als wir.
Vögel sehen Farben sehr viel besser als wir Menschen, das ist schon seit langem bekannt. So nehmen sie beispielsweise noch ultraviolette Farbtöne und auch mehr Zwischentöne wahr als wir. Unklar aber war bisher, wie viel Licht für dieses Farbensehen nötig ist. Denn die für diesen Sehtyp zuständigen Sinneszellen, die Zapfen, sind bei vielen Tieren weniger lichtempfindlich als die für das Hell-Dunkel-Sehen verantwortlichen Stäbchen. Mensch und Pferd verlieren beispielsweise nach der Dämmerung, bei einer Lichtintensität, die ungefähr der eines strahlenden Vollmonds entspricht, ihre Farbwahrnehmung.
Biologen der Lund Universität haben nun Versuche an Wellensittichen und Bourkesittichen durchgeführt, um die Grenzen des Farbensehens bei Vögeln herauszufinden. Neben Verhaltenstests analysierten sie auch die Lichtempfindlichkeit einzelner Zapfen bei beiden Arten. Das Ergebnis: Schon kurz nach Sonnenuntergang, noch bei Beginn der Dämmerung, sehen die Tiere nur noch hell-dunkel. Die Vögel benötigten zwischen fünf und 20 Mal mehr Licht als der Mensch, bis ihre Zapfen reagierten. Die rein tagaktiven Wellensittiche schnitten dabei schlechter ab als die auch in der Dämmerung aktiven Bourkesittiche.
„Auf dem Hintergrund unserer neuen Erkenntnisse sollte nun auch frühere Forschung darüber, wie Vögel die Farbe ihrer Eier und Jungen im Nest erkennen, neu überprüft werden”, erklärt Olle Lind, Doktorand am Fachbereich für Zell- und Organismenbiologie der Universität. Denn im Inneren von vielen Nestern, beispielsweise in Nistkästen, ist es zu dunkel für die Vögel, um Farben zu sehen.
(Schwedischer Forschungsrat – The Swedish Research Council, 05.11.2009 – NPO)