Das erste Mal seit fast einem Jahr konnte das auch für den Menschen gefährliche Vogelgrippevirus an mindestens sechs verendeten Wildvögeln nachgewiesen werden. Das nationale Referenzlabor für aviäre Influenza (Vogelgrippe) am Friedrich-Loeffler-Institut (FLI) auf der Insel Riems bestätigte, das die in Nürnberg gefundenen fünf Höckerschwäne und eine Kanadagans mit dem Vogelgrippevirus vom Typ H5N1 infiziert waren. Bei drei Tieren hatte sich der Anfangsverdacht nicht bestätigt.
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„Der erneute Ausbruch der Vogelgrippe kommt vom Zeitpunkt her überraschend. Unsere Wissenschaftler haben jedoch immer darauf hingewiesen, dass das Virus unter Wildvögeln in Europa noch verbreitet sein könnte. Wie es nach Nürnberg kam, kann derzeit noch niemand erklären. Fest steht: Das Virus ist nicht verschwunden, sondern in der Umwelt immer noch präsent. Deshalb ist weiterhin Vorsicht geboten. Zu Panik oder Hysterie besteht jedoch kein Anlass“, erklärte Horst Seehofer, Bundesminister für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz heute.
Die zuständigen bayerischen Behörden hatten bereits am Samstag aufgrund des Verdachts der Tierseuche umgehend einen Sperrbezirk und ein Beobachtungsgebiet eingerichtet. Dort gelten u.a. besondere Beschränkungen für geflügelhaltende Betriebe. Auch ist es im Sperrbezirk, der mindestens drei Kilometer um die Fundorte der Vögel einschließt, verboten, Hunde und Katzen frei laufen zu lassen. „Wir sind immer davon ausgegangen, dass sich das Virus nicht einfach so verabschiedet hat,“ sagte der Präsident des FLI, Prof. Thomas C. Mettenleiter. Schon der Geflügelpestausbruch in Böhmen Ende letzter Woche in einem Truthahnbestand deutete auf eine erhöhte Virusaktivität hin.“ Insofern kommen die Befunde für uns nicht völlig überraschend,“ so Prof. Mettenleiter.
Überwachung der Wildvögel
Die Tiere waren im Rahmen der bundesweiten Wildvogelüberwachungen (Monitoring) vom Untersuchungslabor in Erlangen auf Vogelgrippe getestet worden. Tot aufgefundene Wildvögel, insbesondere Wasservogelarten, sollten laut Empfehlung des FLI unbedingt auf den Erreger untersucht werden. „Bei den jetzt positiv getesteten Tieren fanden wir ähnliche Virusmengen wie bei den Schwänen im letzten Frühjahr auf Rügen,“ sagte der Leiter des Referenzlabors Dr. Timm Harder, „Schwäne sind offenbar gute Indikatortiere für die Anwesenheit des Virus“. Warum das Virus jetzt im Sommer wieder aktiv ist, lasse sich nicht eindeutig klären. Auch im letzten Jahr hatte es einzelne Fälle in der warmen Jahreszeit gegeben: in Spanien wurde im Juli 2006 ein Haubentaucher positiv getestet, der letzte Fall in Deutschland trat am 3. August 2006 bei einem Trauerschwan im Dresdener Zoo auf.
Nach den H5N1-Funden in Nürnberg sollten die Bundesländer die derzeit bestehenden Risikogebiete überprüfen, in denen aufgrund einer möglichen Einschleppung des Virus in Geflügelbestände keine Freilandhaltung erfolgen darf. Katzen und Hunde dürfen in der im Seuchenfall eingerichteten Sperrzone nicht frei umherlaufen. „Wir werden genau beobachten, ob es zu einer weiteren Ausbreitung des Virus bei Wildvögeln in Deutschland kommt“, sagt Prof. Mettenleiter. Nach wie vor handele es sich bei der Vogelgrippe oder Geflügelpest primär um eine Geflügelseuche, die nur bei engem Kontakt zu infizierten Tieren in seltenen Fällen zur Infektion des Menschen führen kann. Daher sei Vorsicht gerade auch im Hinblick auf den Schutz des Nutzgeflügels geboten. „Panikmache ist fehl am Platz“, so der Präsident des FLI.
(Friedrich-Loeffler-Institut, Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz, 25.06.2007 – AHE)