Für die Frühform von Diabetes hat ein deutsches Wissenschaftlerteam erstmals Vorboten ausfindig gemacht. Anhand dieser Biomarker könne sogar der individuelle Verlauf der Erkrankung vorhergesagt werden, berichten die Forscher im Fachmagazin „Molecular Systems Biology“. Sie untersuchten rund 1.000 deutsche Patienten, von denen der Großteil laut den bis dato bekannten Diagnosemethoden noch keine Anzeichen der Zuckerkrankheit zeigten. Nach sieben Jahren entwickelten jedoch zehn Prozent von ihnen eine Insulinresistenz, wie sie beim Typ-2-Diabetes auftritt. Die Forscher konnten zeigen, dass genau diese Personen bereits zu Beginn der Studie eine erhöhte Konzentration von drei speziellen Biomarkern im Blut hatten.
Zudem fanden die Wissenschaftler heraus, dass sieben Gene, die in früheren Studien bereits mit der Zuckerkrankheit in Verbindung gebracht wurden, Einfluss auf die Bildung dieser Moleküle nehmen. Mithilfe dieser Vorboten könnte die Zuckerkrankheit noch vor ihrem Ausbruch diagnostiziert und durch Vorbeugemaßnahmen verhindert werden, sagen die Wissenschaftler.
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Für die Frühform der Zuckerkrankheit waren bisher keine diagnostisch einsetzbaren Vorboten bekannt, schreibt das interdisziplinäre Team aus Wissenschaftlern des Helmholtz Zentrums München und des Deutschen Zentrums für Diabetesforschung in Düsseldorf. Würde Typ-2-Diabetes jedoch bereits im Frühstadium diagnostiziert, könne seine Entwicklung aufgehalten oder sogar verhindert werden. Beim Typ-2-Diabetes steigt der Blutzuckerspiegel, weil die Körperzellen das zuckerabbauende Insulin nicht mehr aufnehmen können. Beim Typ-1 produziert der Mensch hingegen generell weniger Insulin. Beide Formen führen unter anderem zu gesundheitsschädigendem Bluthochdruck.
Marker im Blut
In der Hoffnung frühe Vorboten der Zuckerkrankheit zu finden, untersuchten die Arbeitsgruppenleiterin Rui Wang-Sattler und ihre Kollegen regelmäßig das Blut von 1.010 Probanden, die an der Kooperativen Gesundheitsforschung in der Region Augsburg, kurz KORA-Studie, teilnahmen. Unter ihnen befanden sich 27, bei denen der Typ-2-Diabetes zu Beginn der Studie gerade frisch diagnostiziert worden war, der Rest galt als gesund. Nach sieben Jahren erkrankten weitere 10 Prozent der Teilnehmer an der Stoffwechselkrankheit.
Die Blutanalyse zeigte, dass bei jenen Personen, die erst im Verlauf der Studie an Diabetes erkrankten, bestimmte Stoffwechselprodukte von Anfang an in erhöhten Konzentrationen vorlagen. Insgesamt identifizierten die Forscher drei Biomarker, darunter unter anderem die Aminosäure Glycin, die wichtiger Bestandteil vieler körpereigener Proteine ist. Die Forscher fanden zudem heraus, dass diese drei Moleküle mit Genen interagieren, die bereits in früheren Studien in Verbindung mit der Blutzuckerkrankheit gebracht wurden. Insgesamt sieben der 46 dafür bekannten Gene scheinen die Bildung der drei Diabetes-Vorboten zu beeinflussen.
„Die Konzentration, in der die Marker im Blut vorliegen, zeigt Prädiabetes in besonders frühen Stadien an“, erklärt Wang-Sattler den Vorteil der neuen Marker. Würden sich diese Biomarker in weiteren Studien als Risikoindikatoren für den Typ-2-Diabetes bestätigen, könnten mit ihrer Hilfe Präventiv-Maßnahmen sofort eingeleitet werden. (doi:10.1038/msb.2012.43).
(Helmholtz Zentrum München / Deutsches Zentrum für Diabetesforschung, 28.09.2012 – IRE)