Evolution

Vorfahren von Strauß und Co. konnten fliegen

Stammbaum der flugunfähigen Vögel muss umgeschrieben werden

Die großen, flugunfähigen Vögel des Südens – Strauße, Emus oder Kiwis – gehen nicht auf einen gemeinsamen Vorfahren zurück. Stattdessen hat jede Art ihre Flugfähigkeit unabhängig voneinander verloren. Das zeigt eine jetzt in der Fachzeitschrift „Proceedings of the National Academy of Sciences” erschienen Studie. Damit muss auch der gesamte Stammbaum dieser Gruppe umgeschrieben werden.

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Bisher gingen Wissenschaftler davon aus, dass alle Laufvögel der südlichen Breiten, der afrikanische Strauß, der australische Emu und Kassowarie, der südamerikanische Rhea und der neuseeländische Kiwi, auf einen bereits flugunfähigen Vorfahren zurückgehen. Dieser soll, so die Vorstellung, vor gut 160 Millionen Jahren auf dem Superkontinent Gondwana gelebt haben. Als der große Südkontinent dann auseinanderbrach, entwickelten sich die Nachfahren dieses ersten Ratiten, so die Sammelbezeichnung für diese Vogelgruppe, auseinander. Es entstanden die unterschiedlichen Arten, die wir heute kennen.

Näher mit fliegenden Vögeln verwandt

Doch genau diese Vorstellung hat eine neue Studie von Wissenschaftlern der Universität von Florida jetzt widerlegt. Die Forscher stießen eher durch Zufall auf die entscheidenden Hinweise, als Genproben einer Vielzahl unterschiedlichster Vogelarten auswerteten, um mehr über die Evolution dieser Tiergruppe zu erfahren. Dabei zeigte sich, dass einige Ratiten genetisch sehr viel stärker fliegenden Vögeln ähnelten als den anderen flugunfähigen. Sie waren offensichtlich enger mit diesen verwandt als mit den Angehörigen ihrer vermeintlichen Verwandtschaftsgruppe der Ratiten.

Stammbaum muss umgeschrieben werden

Diese Erkenntnis ist gleich in mehrerer Hinsicht bedeutsam: Zum einen ist damit klar, dass der Stammbaum der flugunfähigen Vögel neu geschrieben werden muss. Denn offensichtlich entwickelten sie sich keineswegs alle aus einem gemeinsamen flugunfähigen Vorfahren, sondern gehören zu unterschiedlichen, wenn auch nahe verwandten Gruppen, die auf fliegende Vorfahren zurückgehen.

Zum anderen diente die Ratiten bisher immer als Lehrbuchbeispiel für die Vikarianz, die Artbildung durch geographische Trennung einer Art in zwei oder mehr Untergruppen, die sich dann getrennt voneinander weiterentwickeln. Doch jetzt ist klar, dass sich die Vorfahren der Ratiten nach dem Auseinanderbrechen von Gondwana wahrscheinlich auf sehr viel naheliegenere Weise verbreiteten – sie flogen.

Ursache unklar

Offen ist allerdings die Frage, was die Vögel auf verschiedenen Kontinenten dazu brachte, unabhängig voneinander ihre Flugfähigkeit zu verlieren und eine ähnliche Lebensweise zu entwickeln. „Um das genau zu wissen, müssen wir ins Labor gehen und die Genetik hinter den entwicklungsbiologischen Signalwegen der Ratiten studieren“, erklärt Braun. „Aber ohne die Daten, die wir jetzt gesammelt haben, wäre wahrscheinlich niemand überhaupt diese Frage gekommen.”

(University of Florida, 09.09.2008 – NPO)

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