Paläontologie

Vorläufer der Dinosaurier war gepanzert

235 Millionen Jahre altes Saurierfossil überrascht mit Knochenplatten auf dem Rücken

Mambachiton
Mambachiton fiandohana trug schon vor 235 Millionen Panzerplatten (violett) auf dem Rücken. © Nesbitt et al.

Urzeitlicher Panzer: Das auf Madagaskar entdeckte Fossil einer neuen Archosaurier-Art wirft neues Licht auf die Körperhülle der Dinosaurier-Vorläufer. Denn das rund 235 Millionen Jahre alte Reptil Mambachiton fiandohana trug überraschenderweise bereits knöcherne Panzerplatten auf dem Rücken – eigentlich ein typisches Merkmal hochspezialisierter Dinosaurier. Doch das Fossil legt nahe, dass auch die Vorläufer der Dinosaurier schon gepanzert waren, das Merkmal dann aber verlorenging und sich später bei den Dinos nochmal neu entwickelte.

Zu Beginn der Trias vor rund 250 Millionen Jahren standen große Veränderungen im Stammbaum des Lebens an. Die damals dominierende Gruppe der Archosaurier sollte sich in zwei Linien aufspalten: eine Vogellinie, zu der Dinosaurier, Flugsaurier und Vögel gehören, und eine Krokodillinie, die Krokodile, Alligatoren, Kaimane und Gaviale miteinschließt. Über die ersten Mitglieder der Vogellinie und somit die Vorläufer der Dinosaurier ist bislang allerdings nur wenig bekannt, denn Fossilien aus dieser Zeit sind selten.

Ein neuer Archosaurier

Paläontologen um Sterling Nesbitt von der Virginia Tech haben nun eine komplett neue Archosaurier-Art entdeckt. Die fossilen Überreste des 235 Millionen Jahre alten Tieres wurden eigentlich bereits im Jahr 1997 in der Isalo II/Makay Formation in Madagaskar gefunden, sind aber erst jetzt wissenschaftlich beschrieben worden. Sie bestehen aus mehreren Wirbeln, Schulter- und Hüftgelenken sowie möglicherweise einem Stück des Schädels.

Auf Basis des gut erhaltenen Knochenmaterials gehen Nesbitt und seine Kollegen davon aus, dass der Archosaurier auf vier Beinen unterwegs war und einen langen Schwanz besaß. Sie schätzen das Reptil auf eine Länge von 1,5 bis zwei Metern und ein Gewicht zwischen zehn und 20 Kilogramm.

Halswirbel
Über den Halswirbeln von Mambachiton befand sich eine Reihe dicht gepackter Osteoderme. © Nesbitt et al.

Gepanzerter Vorläufer der Dinosaurier

Nesbitts Team hat die neue Art auf den Namen Mambachiton fiandohana getauft, was direkt auf zwei Besonderheiten des Tieres hindeutet. Das madagassische Wort „fiandohana“ heißt so viel wie Quelle oder Anfang. Das soll darauf verweisen, dass die neue Archosaurier-Art der bislang älteste bekannte Vertreter der Vogellinie ist, der sich von dieser abgespalten hat. Er ist somit ein Vorläufer der Dinosaurier.

„Mambachiton“ hingegen bedeutet so viel wie „Krokodilsrüstung“ und bezieht sich auf knöcherne Panzerplatten, die die Paläontologen oberhalb einiger Wirbel entdeckt haben. Pro Halswirbel besaß Mambachiton drei Paare dieser sogenannten Osteoderme. Er war damit in eine ähnliche Panzerung gehüllt wie heutige Krokodile.

Verblüffender Panzer

Genau das überraschte die Paläontologen. Denn bisher nahm man an, dass sich die ersten Panzerungen der Vogellinie erst bei späten, hochspezialisierten Dinosauriern wie Stego- und Ankylosaurus entwickelt haben. Dass schon ihr früher Vorgänger der erste Panzerträger in ihrer Stammeslinie war, wirft ein neues Licht auf die Entwicklungsgeschichte dieses Merkmals.

Paläontologen sprechen in solchen Fällen auch von einem sogenannten Bumerang-Merkmal. Die Vorgänger der Dinosaurier waren zwar gepanzert, doch die ersten echten Dinosaurier übernahmen diese Panzerung nicht – der Bauplan dafür ging bei ihnen verloren. Erst viele Millionen Jahre später entwickelten einige Dinosaurier diese Panzerung unabhängig vom Ursprungsmodell nochmal eigenständig. Wie ein Bumerang, den man wirft und der irgendwann wieder zurückkommt.

Ohne Rüstung waren Dinos agiler

„Der Verlust und die Neubildung von Panzern ist ein wichtiger Aspekt der Evolutionsgeschichte der Dinosaurier. Sie befreiten sie von einigen biomechanischen Körperzwängen der ursprünglichen Archosaurier und trugen möglicherweise zu einigen Veränderungen des Bewegungsapparats bei, als sich die Dinosaurier in eine schwindelerregende Vielfalt unterschiedlicher Ökologie und Körperformen diversifizierten“, erklärt Nesbitts Kollege Christian Kammerer.

Als sich die ersten Dinosaurier entwickelten, bot die Panzerung ihres Vorgängers also mehr Nach- als Vorteile und verschwand daher. Erst als die Vorteile viele Millionen Jahren später wieder überwogen, entwickelten einige Dinosaurierarten ihre eigene Version der Knochenplatten. (Zoological Journal of the Linnean Society, 2023; doi: 10.1093/zoolinnean/zlad038)

Quelle: American Museum of Natural History

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