Schon vor gut zwei Millionen Jahren stillten Vormenschen-Mütter ihre Kinder ähnlich lange wie wir – etwa ein Jahr lang. Doch anders als heutige Kinder bekam der Nachwuchs des Australopithecus africanus auch Jahre nach dem Abstillen immer wieder vorübergehend Muttermilch, wie Zahnanalysen belegen. Offenbar sollte dies Perioden des Nahrungsmangels überbrücken, wie die Forscher im Fachmagazin „Nature“ berichten.
Muttermilch ist für Neugeborene überlebenswichtig. Denn der reichhaltige Cocktail an Proteinen, gesunden Fetten und Botenstoffen enthält Substanzen, die das Immunsystem des Kindes stärken, gegen Allergien schützen, seine Darmflora in Schuss halten und seine Hirnentwicklung fördern. Ob und wie lange ein Kind gestillt wird, ist daher für seine spätere Gesundheit enorm wichtig. Gleichzeitig hat der Zeitpunkt des Abstillens auch Auswirkungen auf die Fortpflanzung: Stillt die Mutter früh ab, kann sie schneller wieder schwanger werden.

Doch wie sieht es mit dem Stillverhalten unserer frühen Vorfahren aus? Stillten sie ihren Nachwuchs nur einige Monate bis ein Jahr lang wie heutige Mütter oder bekamen ihre Kinder jahrelang Muttermilch, wie es bei den Menschenaffen der Fall ist? Bisher gab es auf diese Frage keine Antwort. Einzig beim Neandertaler haben Zahnanalysen bereits enthüllt, dass diese eiszeitlichen Vettern ihren Nachwuchs ähnlich kurz stillten wie Mütter heute.
Zähne verraten Stilldauer
Jetzt haben Renaud Joannes-Boyau von der Southern Cross University in Australien und seine Kollegen erstmals rekonstruiert, wie lange die Kinder der Vormenschenart Australopithecus africanus gestillt wurden. Diese lebte vor drei bis zwei Millionen Jahren im südlichen Afrika und musste dort mit schwierigen Bedingungen klarkommen. Denn der Wechsel von Regen- und Trockenzeit brachte immer wieder monatelange Nahrungsknappheit mit sich.