Paläontologie

Wären die Ammoniten auch ohne „Dinokiller“ ausgestorben?

Artenvielfalt der ikonischen Kopffüßer während der späten Kreidezeit untersucht

Ammoniten-Fossilien
Ohne Asteroideneinschlag am Ende der Kreidezeit hätten die Ammoniten wahrscheinlich deutlich länger überlebt. © Gannet77/ iStock

Totgesagte leben länger: Wäre am Ende der Kreidezeit kein Asteroid auf der Erde eingeschlagen, wären wahrscheinlich auch die Ammoniten nicht so zeitig ausgestorben, wie Paläontologen nun herausgefunden haben. Demnach ging es den ikonischen marinen Kopffüßern vor dem Einschlag überraschenderweise prächtig und sie befanden sich nicht wie gedacht ohnehin im Niedergang, wie das Team berichtet.

Über 350 Millionen Jahre lang wimmelte es in den Meeren unseres Planeten nur so vor Ammoniten. Die urzeitlichen Kopffüßer mit ihrem ikonischen schneckenförmigen Gehäuse bildeten während dieser Zeit tausende verschiedene Arten und konnten Größen von bis zu 1,80 Metern erreichen. Doch sie alle verschwanden für immer, als am Ende der Kreidezeit ein Asteroid auf der Erde einschlug und 75 Prozent allen Lebens auslöschte – darunter neben den Ammoniten auch die Dinosaurier.

War das Ende sowieso nah?

Einige Paläontologen gehen allerdings davon aus, dass das Ende der Ammoniten so oder so bevorgestanden hätte. Denn nordamerikanische Fossilienfunde lassen vermuten, dass die Vielfalt der Kopffüßer schon lange vor dem Einschlag begonnen hatte abzunehmen. Um diese Theorie zu prüfen, haben Paläontologen um Joseph Flannery-Sutherland von der University of Birmingham nun die umfangreichste Ammoniten-Datenbank der Welt zusammengestellt.

Dafür berücksichtigte das Team – anders als frühere Forschungsarbeiten – nicht nur Fossilien, über die bereits wissenschaftlich berichtet worden war, sondern fragte außerdem verschiedene Museumssammlungen für weitere Fossilien an. Auf diese Weise hofften Flannery-Sutherland und seine Kollegen, ein möglichst komplettes Bild von der Entwicklung der Artenvielfalt der Ammoniten in der späten Kreidezeit zu bekommen. Wären die urzeitlichen Kopffüßer damals wirklich auch ohne Asteroiden dem Aussterben entgegengesteuert, müssten zu dieser Zeit weltweit mehr Arten verschwunden als neue entstanden sein.

Asteroid als Alleinschuldiger

Aber nein: Flannery-Sutherland und seine Kollegen konnten in ihrer Datenbank kein solches Muster erkennen. Zwar fluktuierte die Artenvielfalt der Ammoniten je nach Zeitabschnitt und Region durchaus, doch wies sie zu keinem Zeitpunkt der Kreidezeit eine global rückläufige Tendenz auf, wie die Paläontologen berichten.

Dass frühere Forschungsarbeiten fälschlicherweise zu diesem Schluss gekommen waren, lag wahrscheinlich daran, dass sie sich zu stark auf nordamerikanische Fossilien fokussiert und dabei das globale Gesamtbild vernachlässigt hatten: „Die Fossilien in Teilen Nordamerikas sind sehr gut untersucht, aber wenn man sich nur diese Fossilien ansieht, könnte man meinen, dass die Ammoniten zu kämpfen hatten, während sie in anderen Regionen tatsächlich florierten“, erklärt Seniorautor James Witts von der University of Birmingham.

Witts‘ Fazit: „Ihr Aussterben war wirklich ein zufälliges Ereignis und keine unausweichliche Folge.“ Wenn der „Dinokiller“-Asteroid die Erde also vor 66 Millionen Jahren verfehlt hätte, dann hätte den Ammoniten statt einem unvermeidbaren Niedergang wahrscheinlich eine deutlich längere Regentschaft voller neuer Arten bevorgestanden. Ob es sie dann allerdings auch heute noch gäbe, ist unklar. (Nature Communications, 2024; doi: 10.1038/s41467-024-49462-z)

Quelle: University of Bristol

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