Fatale Entwicklung: Bei ihrem evolutionären Gang vom Land ins Wasser haben die Vorfahren von Wal, Robbe und Co die Funktion eines wichtigen Gens verloren. Das könnte ihnen nun zum Verhängnis werden. Denn anders als ihre landlebenden Verwandten können die Meeressäuger dadurch bestimmte neurotoxische Verbindungen aus Pflanzenschutzmitteln nicht abbauen, wie Forscher im Fachmagazin „Science“ berichten – eine mögliche Gesundheitsgefahr im Zeitalter des Menschen.
Die ersten Säugetiere der Erde waren Landbewohner. Doch vor rund 60 bis 25 Millionen Jahren eroberten einige von ihnen das Meer: Aus hundeähnlichen Wesen entwickelten sich Wale, aus landlebenden Rüsseltieren wurden Seekühe und aus bärenartigen Säugern gingen schließlich die Robben hervor. Der Übergang vom Land ins Meer erforderte eine umfangreiche Anpassung an den neuen Lebensraum.
Schritt für Schritt entwickelten die Ahnen der heutigen Meeressäuger dabei eine Reihe charakteristischer Eigenschaften. Sowohl Wale, als auch Seekühe und Robben verfügen beispielsweise über Flossen, die die Fortbewegung im Wasser erleichtern. Während bestimmte Fähigkeiten in der marinen Umgebung wichtiger wurden, verloren andere hingegen an Bedeutung. Aus diesem Grund sind einige Gene, die für landlebende Säugetiere wichtig sind, bei ihren Verwandten aus dem Meer inzwischen nicht mehr funktionsfähig.
Gen ohne Funktion
Einen solchen Funktionsverlust haben Forscher bisher unter anderem für manche Geruchs- und Geschmackssinn-Gene nachgewiesen. Wissenschaftler um Wynn Meyer von der University of Pittsburgh wollten nun herausfinden, ob womöglich noch weitere Erbgutabschnitte von diesem Phänomen betroffen sind. Dafür analysierten sie das Genom von fünf Meeressäuger-Arten und 53 landlebenden Mammalia-Spezies.