Biologie

Wald: Wer schnell wächst, stirbt jung

Zusammenhang zwischen Produktivität und Lebensdauer von Wäldern geklärt

“Lebe schnell, sterbe jung” – dieses Motto scheint auch für die produktivsten Wälder der Erde zu gelten. In den Waldgebieten, die am stärksten wachsen, liegt die durchschnittliche Lebensdauer der Bäume auch am niedrigsten. Dies hat eine Studie des US Geological Survey ergeben. Die neuen Ergebnisse könnten Wissenschaftlern helfen, die Reaktionen der Wälder auf Umweltveränderungen vorherzusagen.

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„Ein Rückschluss aus dieser schnellen Austauschrate ist, dass die produktivsten Wälder der Erde diejenigen sein könnten, die am schnellsten auf solche Dinge wie den Klimawandel reagieren“, erklärt Nate Stephenson, USGS Ökologe in Three Rivers Kalifornien. „Man kann einen Wald wie ein Bankkonto betrachten“, so der Wissenschaftler. „So lange Einzahlungen und Auszahlungen sich die Waage halten, bleibt das Gleichgewicht stabil. Aber wenn entweder Ein- oder Auszahlungen unterbrochen werden, kippt die Balance.“

In produktiven Wäldern, wie beispielsweise Regenwäldern, die auf fruchtbarem Boden wachsen, sind sowohl die Einzahlungen – Wachstum neuer Bäume – als auch die Abhebungen – das Absterben von Bäumen – hoch. Wenn aber das Nachwachsen plötzlich stoppt oder sich die Absterberaten der Bäume verdoppeln, könnte sich die Anzahl der Bäume in diesen Wäldern in nur 30 Jahren halbieren. Im Gegensatz dazu könnte der gleiche Wechsel in weniger produktiven Waldgebieten wie beispielsweise langsam wachsenden Bergwäldern mehr als ein Jahrhundert dauern.

Doch auch bisher als positiv betrachtete Umweltveränderungen könnten unerwartete Auswirkungen auf die Wälder haben. „Die meiste Aufmerksamkeit haben wir bisher den Faktoren gegeben, die Wälder stressen, wie zunehmende Trockenheit”, erklärt Phil van Mantgem, Koautor der Studie. „Weniger Aufmerksamkeit dagegen haben die Konsequenzen von Veränderungen, die die Waldproduktivität erhöhen, wie beispielsweise vermehrter Niederschlag.“

Die gesteigerte Produktivität könnte das Durchschnittsalter der Bäume in solchen Wäldern herabsetzen und damit auf lange Sicht gesehen auch Auswirkungen auf die Tierwelt in diesen Biotopen haben. Je nach Präferenz für jüngere oder ältere Wälder änderte sich dann auch die Artenzusammensetzung.

Stephenson und van Mantgem weisen in ihrem in der Fachzeitschrift Ecology erschienenen Artikel auch darauf hin, dass die Funktion als „Kohlenstoffsenken“ sich durch solche Veränderungen in den Wäldern ebenfalls wandeln könnte. Die Richtung und das Ausmaß dieser Auswirkungen auf die Klimaschutzwirkung der Wälder sind zurzeit jedoch noch unbekannt und müssen untersucht werden.

(USGS, 28.04.2005 – NPO)

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