Biologie

Wann Hundewelpen am niedlichsten sind

Junge Vierbeiner verzücken uns im Alter von acht Wochen am meisten - aus gutem Grund

Ganz schön niedlich: Junge Hunde ziehen uns mit ihren kindlichen Merkmalen immer wieder in ihren Bann. © Bigandt Photography/ iStock.com

Oh, wie süß! Hundewelpen üben traditionell eine starke Anziehung auf uns aus. Doch es gibt ein ganz bestimmtes Alter, indem sie uns am meisten verzücken: Besonders unwiderstehlich wirken sie rund sieben bis acht Wochen nach ihrer Geburt auf uns, wie ein Experiment zeigt. Interessanterweise nabelt sich die Mutter genau in diesem Alter von den Welpen ab. Sie sind dann besonders verletzlich und verstärkt auf menschliche Fürsorge angewiesen.

Große Augen, ausgeprägte Stirnwölbung, rundliches Gesicht: Diese Kombination von Körpermerkmalen löst beim Menschen unvermittelt positive Gefühle aus. Wir sind hin und weg, wollen beschützen, uns kümmern und können immerzu nur denken „Oh, wie niedlich.“ Das Kindchenschema zieht – und zwar nicht nur bei Menschenkindern, sondern auch bei Tierbabys. Das gilt natürlich erst recht für den Nachwuchs unserer sprichwörtlich besten Freunde, den Hunden.

Doch wann erreicht die Niedlichkeit dieser kleinen Wesen ihren Höhepunkt? Gibt es ein Alter, indem wir Hundewelpen als besonders süß wahrnehmen? Dieser Frage sind nun Clive Wynne von der Arizona State University in Tempe und seine Kollegen nachgegangen. Für ihr Experiment zeigten sie 51 Probanden Fotos von Welpen in unterschiedlichem Alter – von den ersten Wochen ihres Lebens bis ins junge Erwachsenenalter. Zu sehen waren Junge dreier ganz unterschiedlich aussehender Rassen: Jack Russel Terrier, Cane Corso und Weißer Schäferhund.

Fotobewertung: Welche Welpen sind am unwiderstehlichsten? © Arizona State University

Süß, süßer am süßesten

Die Teilnehmer sollten nun anhand einer Skala bewerten, wie anziehend sie die Hunde fanden. In welchem Alter würden die Welpen sie am meisten verzücken? Es zeigte sich ein deutliches Muster: Direkt nach der Geburt wirkten die Hundewelpen offenbar am wenigsten attraktiv, mit zunehmendem Alter wurden sie dann immer positiver bewertet. Den Höhepunkt der Niedlichkeit erreichten die Tiere aller drei Rassen im Alter zwischen rund sieben und acht Wochen. Danach ebbte das Maß der Verzückung bei den Probanden wieder ab.

Das Interessante daran: Die Welpen ziehen uns damit an einem entscheidenden Wendepunkt ihres Lebens am stärksten in ihren Bann. „Es ist die Zeit, in der sich die Hundemutter zunehmend von ihren Welpen zurückzieht und sie beginnen müssen, selbständig ihren Weg zu gehen“, erklärt Wynne. Genau dann, wenn die jungen Hunde verletzlich und einsam sind, wirken sie demnach am unwiderstehlichsten auf den Menschen – und finden in ihm einen neuen Kümmerer.

Von menschlicher Fürsorge abhängig

Dass die Natur dies so geschickt eingefädelt hat, deutet nach Meinung der Forscher auf die lange und enge Beziehung zwischen Mensch und Hund hin. „Hunde haben sich im Laufe ihrer Domestikationsgeschichte so entwickelt, dass sie von menschlicher Fürsorge abhängig sind“, sagt Wynne. Eine starke emotionale Bindung mit uns eingehen zu können, sei für sie immens wichtig und womöglich ein Grund für den jahrtausendelangen Erfolg der Art.

Um dieses Phänomen weiter zu erforschen, planen die Wissenschaftler künftig weitere Studien: Spielen zum Beispiel auch die unbeholfenen Bewegungen der Welpen eine Rolle bei der Bewertung ihrer Niedlichkeit? Und was denkt eigentlich die Hundemutter über die Attraktivität ihres Nachwuchses in den unterschiedlichen Altersstadien?

Lebenslange Liebe

„Diese Zusammenhänge liefern ein weiteres Stück des Puzzles, das die Beziehung zwischen Mensch und Hund darstellt“, konstatiert Wynne. „Unsere Ergebnisse bedeuten natürlich nicht, dass wir aufhören unsere Hunde zu lieben, wenn sie älter werden. Der Acht-Wochen-Zeitpunkt ist nur der Moment, in dem die Fähigkeit der Tiere unser Interesse zu wecken, am größten ist. Haben sie uns erst einmal in ihren Bann gezogen, sind wir ihnen für den Rest ihres Lebens verfallen.“ (Anthrozoos, 2018; doi: 10.1080/08927936.2018.1455454)

(Arizona State University, 16.05.2018 – DAL)

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