Subjekt, Prädikat, Objekt: Im Alter von vier Jahren meistern Kinder normalerweise einen wichtigen Meilenstein in ihrer Sprachentwicklung. Sie fangen an, komplexe Sätze und Grammatik zu verstehen und zu benutzen. Warum ausgerechnet mit Vier? Der Entwicklungsschub hängt damit zusammen, dass sich zur selben Zeit das sogenannte Broca-Areal im Gehirn der Kinder stark entwickelt, wie Forschende nun herausgefunden haben.
Wenn Kinder sprechen lernen, ist das mit vielen großen Meilensteinen verbunden, zum Beispiel dem ersten Wort. Doch Sprache ist mehr als nur einzelne Wörter. Erst wer Grammatik und Satzbau beherrscht, kann richtig kommunizieren. Obwohl bereits acht Monate alte Babys ein sehr rudimentäres Gespür für richtige Grammatik haben, erleben Kinder erst im Alter von vier Jahren einen großen Grammatikschub. Sie können dann so gut wie fehlerfrei sprechen und greifen dabei auf einen umfangreichen Wortschatz zurück. Doch was genau diesen Schub auslöst, war bislang ein Rätsel.
Blick ins Gehirn
Was Vierjährige „plötzlich“ zu Grammatikgenies macht, haben nun Forschende um Cheslie Klein vom Max-Planck-Institut für Kognitions- und Neurowissenschaften in Leipzig untersucht. Sie warfen dabei einen genaueren Blick auf die Reifungsprozesse, die während dieser Lebensphase im kindlichen Gehirn ablaufen.
Dafür ermittelten Klein und ihre Kollegen zunächst die Sprachfähigkeiten von 17 Dreijährigen und 20 Vierjährigen. Sie testeten, wie gut die Kinder komplizierte Satzkonstruktionen verstehen und anwenden konnten. Zusätzlich dazu nahmen sie ein Bild vom Gehirn der Kinder im Magnetresonanztomographen (MRT) auf. Sie errechneten Fläche und Dicke relevanter Hirnareale und konnten so herausfinden, wie weit entwickelt die verschiedenen Bereiche bereits waren. Dadurch war es den Wissenschaftlern möglich, den Zusammenhang zwischen Sprachfähigkeit und Reifegrad verschiedener Hirnregionen zu verstehen.