Ungewöhnliches Verhalten: Kronenpinguine ignorieren ihr erstes Ei und brüten stattdessen erst das später folgende zweite Ei aus. Forschende haben jetzt herausgefunden, dass die Tiere so handeln, weil sie nur eines der beiden Jungtiere ernähren können. Sie entscheiden sich dabei für das zweite Ei, weil dieses in der Regel größer ist und das Küken darin bessere Überlebenschancen hat. Dass Kronenpinguine überhaupt zwei Eier legen, ist wahrscheinlich ein Überbleibsel von der Lebensweise ihrer Vorfahren.
Kronenpinguine (Eudyptes sclateri) leben auf den Antipoden und den Bounty-Inseln, Inselgruppen südöstlich von Neuseeland. Ihren Namen verdanken sie zwei gelben Federschöpfen, die wie buschige Augenbrauen über den Kopf verlaufen. Über Biologie und Lebensweise der Kronenpinguine ist von allen Pinguinarten am wenigsten bekannt. Die jüngsten wissenschaftlichen Daten über sie sind ein Vierteljahrhundert alt und stammen von einem Forscherteam um Lloyd Davis von der University of Otago in Neuseeland.

Unter Pinguinen
Bei der Forschungsreise vor 25 Jahren untersuchte das Team um Davis verschiedene Pinguin-Kolonien auf den Antipoden. Ihr Fokus lag dabei auf einer Kolonie in der Anchorage Bay. Sie fingen dort zunächst 270 Tiere, vermaßen sie und kennzeichneten sie mit Buchstaben und Nummern. In anderen Kolonien nahmen sie außerdem Blutproben. Danach beobachteten sie die Tiere einen Monat lang bis zu zwölf Stunden am Tag und erlebten so die Zeit von der Balz bis kurz nach der Eiablage. Dabei erhoben sie eine große Bandbreite an Daten, darunter die Tage der Eiablage, die Größe der Eier und die Gründe für deren Verlust.
Als Davis und seine Kollegen das Nistverhalten der Kronenpinguine untersuchten, beobachteten sie Überraschendes: Das Vogelweibchen legt zuerst ein kleineres, erstes Ei (A-Ei) und etwa fünf Tage später ein größeres, zweites Ei (B-Ei). Das erste Ei wird jedoch meist nicht bebrütet und manchmal sogar vom Pinguinpaar zerstört oder aus dem Nest geworfen.