Sprachkunst zeigt sich am Gehirn: Forscher haben herausgefunden, warum gerade Papageien unsere Sprache so gut nachahmen können. Ihre Zentren des vokalen Lernens im Gehirn sind von einer zusätzlichen Zellhülle umgeben – und diese ist umso größer, je sprachbegabter die Papageienart ist. Dieses zusätzlichen Ressourcen sind es demnach, die Graupapageien und Blauaras zu besonders guten Nachahmern machen, so die Forscher im Fachmagazin „PLoS ONE“.
Neben uns Menschen gibt es einige Tiere, die die Laute anderer Arten nachmachen können. Zu ihnen gehören neben Menschenaffen, Delfinen und Walen auch einige Vogelarten, darunter Krähen und Sittiche. „Keiner aber kann menschliche Sprache so gut nachahmen wie Papageien“, sagen Mukta Chakraborty von der Duke University und seine Kollegen. Warum das so ist, blieb bisher aber unklar.
Für ihre Studie haben die Forscher nun erstmals das Gehirn von neun verschiedenen Papageienarten genauer unter die Lupe genommen. Sie analysierten die Muster der Genaktivität in verschiedenen Hirnregionen – und darunter besonders in den sieben Arealen, die als Zentren für das vokale Lernen bei Vögeln gelten. Diese Areale verleihen den Singvögeln beispielsweise die Fähigkeit, ihre Gesänge zu lernen und zu verbessern.
Auf die Hülle kommt es an
Zu ihrer eigenen Überraschung entdeckten die Forscher klare Unterschiede zwischen Papageienhirn und dem Gehirn der Singvögel: Bei den Papageien sind die Areale für das vokale Lernen von einer zusätzlichen Hülle aus Hirnzellen umgeben. Zwar hatte man diese Strukturen im Papageiengehirn schon früher bemerkt, es war aber unklar geblieben, wozu sie dienen.
Diese Hüllen erhöhen die Kapazität der Vögel, Laute nachzuahmen. Sie sind daher bei den Papageienarten am größten, die am besten sprechen können. „Arten, die eher begrenzte Nachahmungs-Fähigkeiten haben wie Wellensittiche oder Nymphensittiche haben große Kerne aber kleine Hüllen“, berichten die Wissenschaftler. „Die Arten, die dagegen sehr gut sprechen lernen, wie die Blauaras, Graupapageien, Gelbscheitelamazonen oder Keilschwanzsittiche, haben deutlich kleinere Kerne und dafür größere Hüllen.“
Auch der Kea hat sie
Auch der neuseeländische Kea (Nestor notabilis), der zu den Nestorpapageien gehört, besitzt solche Hüllen um seine Zentren des vokalen Lernens. Bei ihm sind sie allerdings nur rudimentär ausgeprägt. Das erklärt zum einen, warum auch diese Vögel Laute nachahmen können. Zum anderen deutet es darauf hin, dass diese Erweiterung der Lernzentren schon vor mindestens 29 Millionen Jahren stattgefunden haben muss – dem Zeitpunkt, zu dem sich die Keas von den anderen Papageienarten abtrennten.
Und noch etwas stellten die Forscher fest: Bei den Papageien sitzen die vokalen Lernzentren in den Hirnbereichen, die auch die Bewegungen steuern. Das könnte nicht nur dabei helfen, die verschiedenen Zungen- und Kehlbewegungen beim Nachahmen feiner zu koordinieren. Es könnte auch erklären, warum einigen Papageien sogar lernen, zu Musik rhythmisch zu tanzen. (Plos ONE, 2015; doi: 10.1371/journal.pone.0118496)
(Duke University, 29.06.2015 – NPO)