Kuriose Manipulation: Der parasitische Leberegel befällt die Gehirne von Ameisen und manipuliert ihr Verhalten zugunsten seiner Verbreitung. Doch wie sich nun zeigt, gehen die Egel dabei noch raffinierter vor als gedacht. Demnach lassen die Parasiten die von ihnen manipulierte Ameise nur in der Morgen- und Abenddämmerung auf Grashalme klettern. Dies erhöht die Chance, dass die Ameise dann mitsamt Gras von Weidetieren gefressen wird – und der Leberegel einen neuen Wirt findet.
Während Zecken und Stechmücken sich lediglich am Blut ihres Wirtes bedienen und dann wieder ihrer Wege ziehen, gibt es auch Parasiten, die ihren Wirt aktiv manipulieren und sein Verhalten lenken, um so ans Ziel zu kommen. Ein Beispiel dafür ist der Toxoplasmose-Erreger, der Ratten und Mäusen die Scheu vor Katzen nimmt, sodass sie sich bereitwillig von ihnen fressen lassen und der Einzeller in den Katzendarm gelangt. Nur dort kann er sich sexuell fortpflanzen.

Von Schnecke zu Ameise zu Reh
Ein Parasit mit noch kurioserem Lebenszyklus ist der gehirnverändernde Kleine Leberegel (Dicrocoelium dendriticum). Sein Leben beginnt als Ei, und zwar im Kot von Weidetieren wie Rindern, Schafen und Rehen. Der Egel setzt zunächst darauf, dass eine Schnecke sich an den Exkrementen labt und dabei die Eier in ihren Körper aufnimmt. Dort angekommen, schlüpfen die winzigen Parasiten und wachsen zu Larven heran. Um die Schnecke wieder zu verlassen, bringen sie diese zum Husten und werden dann als Schleimklumpen hochgewürgt.
Der schleimige Klumpen wiederum wirkt besonders anziehend auf Ameisen. Indem sie ihn verzehren, nehmen sie gleichzeitig die Egellarven auf. Doch auch die Ameise ist noch nicht die Endstation des Leberegels. Denn er muss in den Körper von Weidetieren zurückkehren, um dort vom Blut ihrer Leber zu trinken, zu voller Größe heranzuwachsen und selbst Eier zu legen, die schließlich mit dem Kot von Rind und Schaf wieder ausgeschieden werden.