Umweltzonen können für die menschliche Gesundheit weit mehr nützen, als sich aus den routinemäßigen Feinstaubmessungen ablesen lässt. Zu diesem Ergebnis kommen Wissenschaftler nach der Auswertung von Studien aus Deutschland und anderen europäischen Ländern. Die Umweltzonen sind umso effektiver, je konsequenter sie die Hauptübeltäter aus der Stadt heraus halten, wie Diesel-Pkws und Diesel-Lkws ohne Partikelfilter.
Derzeit wird in Deutschland eine heftige Diskussion über den Sinn oder Unsinn von Umweltzonen geführt. Geprägt sind die Debatten meist vom Blick auf die gemessenen Feinstaubkonzentrationen insgesamt. Nach Ansicht von Professor H. Erich Wichmann vom Helmholtz Zentrum München werde dabei aber völlig übersehen, dass Feinstaub eine komplexe Mischung von hoch toxischen bis hin zu harmlosen Komponenten ist. Die Reduktion der hoch toxischen Komponenten wäre in Hinblick auf die menschliche Gesundheit sehr relevant, während eine Reduktion der harmlosen Komponenten nichts bringe.
Verkehrslenkende Maßnahmen sind dann sinnvoll, so Wichmann, wenn dadurch die Exposition der Menschen reduziert wird: „Bedenkt man, dass die Konzentration von Partikeln, die durch den Straßenverkehr erzeugt werden, 100 Meter von der Strasse entfernt bereits auf ein Drittel abnimmt, dann spielt es eine wichtige Rolle, ob der Verkehr durch enge Straßen in dicht besiedelten Innenstädten fließt oder über Umgehungsstraßen, die relativ weit von der Wohnbebauung entfernt sind.“ Irrelevant seien demgegenüber Maßnahmen, die nur die harmlosen Feinstaubpartikel reduzieren. Hierzu zählt zum Beispiel die verstärkte Straßenreinigung, die verstärkt den harmlosen Erdstaub beseitigt.
Erste Anzeichen für eine positive Wirkung
Da sich die Errichtung von Umweltzonen noch im Anfangsstadium befindet, konnten positive gesundheitliche Auswirkungen naturgemäß noch nicht wissenschaftlich fundiert nachgewiesen werden. Vorhandene epidemiologische Daten zeigen aber bereits deutlich, dass Feinstaub eine erhebliche Auswirkung auf die menschliche Gesundheit hat. So ist Feinstaub aus den Abgasen des Kfz-Verkehrs und insbesondere aus Dieselfahrzeugen ohne Partikelfilter toxikologisch erheblich relevanter als Feinstaub aus anderen Quellen.
Positive Auswirkungen der Verkehrsreduktion in Städten auf die Gesundheit waren aber selbst bei zeitlich begrenzten Maßnahmen direkt nachweisbar. Während der olympischen Sommerspiele 1996 in Atlanta wurden Verkehrsbeschränkungen veranlasst und deren Einfluss auf die Luftqualität analysiert. Die Verbesserung der Luft führte zu einem zeitweisen Rückgang der Schwere von bestehenden Asthmaerkrankungen. 2002 wurde während der Asien-Spiele in Korea der Straßenverkehr eingeschränkt. Alle verkehrsabhängigen Schadstoffe wurden dadurch um 25 Prozent reduziert und die Zahl der Krankenhausaufnahmen für Kinder mit Asthma war in der Folge um 27 Prozent geringer.
Durch Umweltzonen wird der Kfz-Verkehr in dicht bebauten Innenstadtbereichen reduziert. Dadurch werde auch die verkehrsnahe Exposition einer großen Zahl von Menschen verringert, so Wichmann. Deren inhalierte Dosis von gesundheitsrelevantem Feinstaub sinkt erheblich stärker, als sich dies an der Veränderung der gemessenen Feinstaubkonzentrationen ablesen lässt.
(Helmholtz Zentrum München – Deutsches Forschungszentrum für Gesundheit und Umwelt, 06.03.2008 – NPO)