Evolutionäre Patentlösung: Wie die typische X-Form unserer Chromosomen zustande kommt, haben Forschende jetzt entschlüsselt. Demnach sorgt ein raffiniertes Schlüssel-Schloss-Prinzip zweier Proteine dafür, dass die beiden Hälften des Chromosoms bis zum letzten Moment der Zellteilung zusammenbleiben. Erstaunlich dabei: Diese Halterung ist die gleiche, die auch schon beim Schlaufenlegen der DNA zum Einsatz kommt – dies demonstriert die Effizienz der Evolution.
Damit unser Erbgut bei der Zellteilung korrekt auf die Tochterzellen verteilt werden kann, muss der insgesamt zwei Meter lange DNA-Strang erst kopiert und dann auf komplexe Weise gefaltet, in Schlaufen gelegt und in Chromosomen verpackt werden. Dabei sind die beiden Schwesterchromatiden jedes Chromosoms anfänglich auf ganzer Länge verbunden, bevor sich die Arme voneinander lösen und das Chromosom nur noch in der Mitte, am Centromer, zusammengehalten wird. Dies sorgt für die typische X-Form.
„Das Centromer hält die Schwesterchromatiden zusammen und widersteht dem Zerren der Mikrotubuli, bis alle Chromosomen an die beiden mitotischen Spindelapparate angeheftet sind“, erklären Alberto García-Nieto vom Niederländischen Krebsinstitut (NCI) in Amsterdam und seine Kollegen. Löst sich der Halt am Centromer zu früh oder zu spät, wird das Erbgut nicht korrekt auf die Tochterzellen aufgeteilt. Die Folge wären schwere Zellschäden oder sogar der Zelltod.

Proteinringe als Halteklammern
Doch wie genau funktioniert diese zentrale Chromosomen-Verbindung? Bekannt war bereits, dass dabei Cohesin-Moleküle eine wichtige Rolle spielen. Diese ringförmigen Proteinkomplexe lagern sich an die ganze Länge der Chromatiden an und halten sie wie winzige Klammern zusammen. „Dabei öffnen sich die Cohesin-Ringe entlang der Arme, bleiben aber in der Mitte des Chromosoms geschlossen“, erklärt Seniorautor Benjamin Rowland vom NCI.