Wissenschaftler des Max-Planck-Instituts für chemische Ökologie in Jena und der Schweizer Universität Neuchatel haben herausgefunden, dass Pflanzenwurzeln der feindlichen Attacke hungriger Bodenbewohner nicht wehrlos ausgeliefert sind.
Wie die Forscher im Wissenschaftsmagazin Nature berichten, geben die Wurzeln nach Befall mit Insektenlarven einen Botenstoff in den Erdboden ab, um bestimmte Würmer anzulocken. Diese Nematoden vertilgen die pflanzenschädigenden Raupen als Nahrung. Damit konnten die Forscher nun unterirdisch nachweisen, was oberirdisch schon zuvor entdeckt worden war: Pflanzen sind in der Lage, mit chemischen Botenstoffen die Feinde ihrer Feinde anzulocken.
Mais und Maisschädlinge untersucht
Im Mittelpunkt der Untersuchungen standen der Mais und einer seiner Schädlinge, der westliche Maiswurzelbohrer Diabrotica virgifera, sowie der im Boden lebende und mit bloßem Auge kaum zu erkennende Nematode Heterorhabditis megidis. Im zentraleuropäischen Maisanbau hat der westliche Maiswurzelbohrer deutliche Ertragseinbußen ausgelöst. In den USA wird dieser Schädling unter Einsatz von Pestiziden bekämpft. Die Wissenschaftler konzentrierten sich aber nicht nur aus ökonomischen Gründen auf die natürlichen Abwehrmechanismen von Maispflanzen gegen diesen Fraßfeind. Sie waren prinzipiell daran interessiert, ob Wirkstofffreisetzungen, wie sie schon vor einigen Jahren oberirdisch an Blättern nach Insektenfraß festgestellt wurden, auch unterirdisch über die Wurzeln erfolgen können.
Neben den Freilanduntersuchungen in Ungarn an zwei verschiedenen Maissorten, bauten die Forscher im Labor ein sechsarmiges so genanntes „Olfactometer“ auf. Die Tausenden eigens gezüchteten Nematoden wurde in der Mitte des Apparates freigesetzt und wählten dann einen „chemischen Pfad“ in einen der sechs Arme. Das Olfactometer offenbarte somit, welche Maissorte in der Lage war, nach Befall durch Maiswurzelbohrerlarven die hilfreichen Nematoden anzulocken. Durch massenspektrometrische Messungen konnte der Wirkstoff als (E)-beta-Caryophyllen identifiziert werden. Dieser Stoff wirkt in Reinform: In einen der Arme gegeben, lockte er ebenso erfolgreich die hilfreichen Würmer an wie eine angenagte Wurzel.