Die transparenten, Quallen-ähnlichen Salpen gelten meist als eher untergeordnetes Mitglied der marinen Nahrungsketten. Doch sie könnten eine weitaus wichtigere Rolle für den Kohlenstoffhaushalt des Meeres einnehmen, als bisher angenommen. Das berichten amerikanische Wissenschaftler in der Fachzeitschrift „Deep Sea Research“.
Salpen sind halbtransparente, tonnenförmige Weichtiere etwa in der Größe eines menschlichen Daumens. Sie bewegen sich per Rückstoßprinzip durch das Wasser und filtern dabei alles für sie Essbare heraus. In bestimmten „Hot Spots“ können Milliarden von ihnen in großen Schwärmen vorkommen. Die Biologen Laurence Madin von der Woods Hole Oceanographic Institution (WHOI) und Patricia Kremer von der Universität von Connecticut haben gemeinsam mit Kollegen seit 1975 vier Expeditionen in den Atlantik zwischen Cape Hatteras und Georges Bank unternommen. Dabei stellten die Forscher fest, dass jedes Mal eine bestimmte Salpenart, Salpa aspera, sich zu dichten Schwärmen vermehrte, die über Monate anhielten.
Diese Schwärme, so stellten die Wissenschaftler fest, können pro Tag Tonnen von Kohlenstoff von der Meeresoberfläche in die Tiefe transportieren und so verhindern, dass er als Kohlendioxid in die Atmosphäre freigesetzt wird. „Salpen schwimmen, fressen und erzeugen ständig organischen Abfall“, erklärt Madin. „Sie nehmen kleine Päckchen Kohlenstoff auf und machen daraus große Päckchen, die schnell sinken.“
In den sonnendurchfluteten Oberflächenwassern nutzen die marinen Algen Kohlendioxid um Photosynthese zu betreiben und zu wachsen. Sterben sie ab, wird das von ihnen temporär gebundene CO2 normalerweise zum größten Teil wieder freigesetzt. Die Salpen jedoch fressen das Phytoplankton und scheiden den in ihnen enthaltenen Kohlenstoff als schnell sinkende Kotpellets wieder aus. Die Forscher beobachteten einen Salpen-Schwarm, der sich über mehr als 100.000 Quadratkilometer der Meeresoberfläche erstreckte. Dabei konsumierte er bis zu 74 Prozent der Algen aus den Oberflächenwassern pro Tag. Ihre absinkenden Kotpellets transportierte dabei bis zu 4.000 Tonnen Kohlenstoff täglich in tiefere Wasserschichten.
In vorhergegangenen Untersuchungen hatten Madin und der WHOI-Biologe Richard Harbison bereits herausgefunden, dass die Kotpellets der Salpen bis zu 1.000 Meter am Tag sinken könnten. Hinzu kommt, dass die meisten Salpen ihre Pellets nicht von der Oberfläche aus sondern von vornherhein in tieferen Wasserschichten abgeben. Salpa aspera bildet nicht nur große Schwärme, diese bewegen sich auch im Tagesverlauf in vertikaler Richtung: Tagsüber halten sie sich in Wassertiefen zwischen 600 bis 800 Metern auf, um dann nachts an die Oberfläche zu steigen und Plankton zu fressen.
„Wahrscheinlich schwimmen sie tagsüber nach unten um Prädatoren oder Schäden durch die Sonneneinstrahlung zu entgehen“, erklärt Madin. Dadurch werden die Kotbällchen in der Tiefe ausgeschieden und nicht so häufig von anderen Tieren gefressen. Die Wahrscheinlichkeit, dass der in ihnen enthaltene Kohlenstoff so wieder in den Kreislauf eingeschleust wird, ist damit gering.
(Woods Hole Oceanographic Institution, 03.07.2006 – NPO)