Umwelt

Weltnaturerbe in Gefahr

Illegale Rodung und Wilderei bedrohen einen Großteil der Welterbestätten – auch in Europa

Der Bialowieza-Wald ist der letzte größere Rest ursprünglichen Tiefland-Urwalds in Eeropa © Ralf Lotys (Sicherlich)/ CC-by-sa 3.0

Der Bialowieza-Urwald in Polen, die Vaquita-Schweinswale in Kalifornien und der Atsinanana-Regenwald auf Madagaskar: Sie alle sind akut bedroht, obwohl sie zum Weltnaturerbe gehören, wie wie die International Union for Conservation of Nature (IUCN) berichtet. Das Problem: Der Status als Welterbe allein reicht offenbar nicht aus, damit die Länder effektive Schutzmaßnahmen auch wirklich umsetzen.

Ob das Great Barrier Reef, die Galapagosinseln oder der letzte große Urwald Europas, der Bialowieza -Wald: Sie alle repräsentieren einzigartige Ökosysteme und wurden daher von der UNESCO zum Weltnaturerbe erklärt. Das Problem: Damit werden diese Gebiete zwar als besonders schützenswert ausgewiesen, Sanktionen bei Verstößen kann die UNESCO aber nicht verhängen. Sie kann höchstens drohen, dem Gebiet den Status abzuerkennen.

Bedrohtes Erbe

Als Folge sind viele Weltnaturerbe-Stätten akut bedroht. Im Falle des Great Barrier Reef geschieht dies vor allem durch den Klimawandel, der immer wieder schwere Korallenbleichen auslöst. Die spanischen Doñana-Feuchtgebiete leiden unter Austrocknung und Überdüngung und Wälder wie der Amazonas oder der Yellowstone Nationalpark sind von Rodungen bedroht.

Jetzt schlägt auch die International Union for Conservation of Nature (IUCN) Alarm. Denn auch von den 57 von ihr betreuten Weltnaturerbe-Stätten sind zwei Drittel akut bedroht. Vor allem illegale Rodungen und Wilderei gefährden die Lebensräume. „Es ist alarmierend, dass selbst die größten Naturschätze unseres Planeten von illegalen Aktivtäten bedroht sind“, sagt IUCN Generaldirektorin Inger Andersen.

Letzter Urwald Europas

Eines der bedrohten Gebiete ist der Bialowieza-Wald im Grenzgebiet von Polen und Weißrussland. Das knapp 150.000 Hektar große Waldgebiet ist der letzte größere Rest alten europäischen Tiefland-Urwalds. Hier leben nicht nur wilde Wisente, sondern auch mehr als 250 Vogelarten und einige der ältesten und größten Eichen Europas.

Obwohl ein Großteil des Waldes Nationalpark ist, führt Polen in Teilen des Urwalds noch immer Rodungen durch und entnimmt Holz zur wirtschaftlichen Nutzung. Die Experten der IUCN befürchten, dass dadurch die Intaktheit des Habitats gefährdet wird. Sie empfehlen der UNESCO eine Vor-Ort-Untersuchung. Sollte sich die Bedrohung bestätigen, dann könnte der Urwald 2018 auf der Liste der bedrohten Weltnaturerbe-Stätten landen.

Von den Vaquita-Schweinswalen gibt es nur noch 30 Exemplare überhaupt - und auch sie sind von illegalem Fischfang bedroht. © NOAA

Vaquitas: Nur noch 30 Exemplare

Noch akuter ist die Bedrohung für die Vaquita-Schweinswale im Golf von Kalifornien: Von ihnen existieren nach jüngsten Schätzungen nur noch 30 Exemplare. Die mit nur 1,50 Metern Länge kleinsten Wale der Welt kommen nur in diesem Meeresgebiet vor und drohen nun, vollends auszusterben. Der Grund: Sie sterben als Beifang bei der illegalen Fischerei nach dem ebenfalls bedrohten Totoaba-Fisch.

Ebenfalls schlecht sieht es für den Atsinanana-Regenwald auf Madagaskar aus: Er steht bereits seit 2010 auf der Liste der kritisch gefährdeten Weltnaturerbe-Stätten. Illegaler Einschlag von Ebenholz- und Rosenholz-Bäumen zerstört den Lebensraum gleich mehrerer gefährdeter Lemurenarten. Auch Wilderei dezimiert die Bestände. Hier müsse dringend effektiverer Schutz für Wald und Bewohner gefunden werden, so der IUCN.

„Wir sind verantwortlich!“

„Die Welterbe-Stätten sind die einzigartigsten und wertvollsten Orte unseres Planeten, für die Natur und für uns Menschen. Wenn sie zerstört werden, sind sie für immer verloren“, sagt Andersen. „Wir als internationale Gemeinschaft sind dafür verantwortlich, dass sie effektiven Schutz bekommen.“

Im Atsinanana-Regenwald auf Madagaskar leben mehrere bedrohte Lemurenarten. © IUCN/ Geoffroy Mauvais

Dass konzertierte Aktionen gegen Wilderei und Rodungen durchaus etwas bringen können, belegt das Positivbeispiel des Dong Phayayen-Khao Yai Waldes in Thailand. Durch enge Zusammenarbeit mit den Nachbarländern und mehr Geld für Schutzpatrouillen ist dort der illegale Einschlag von Rosenholz wieder zurückgegangen, wie die IUCN berichtet.

An diesem Sonntag beginnt in Krakau die 412. Sitzung des Welterbe-Komitees. Bei ihr wird über neue Anträge zur Aufnahme in die Welterbelisten entschieden, es werden aber auch Welterbestätten offiziell auf die „Rote Liste“ gesetzt.

(International Union for Conservation of Nature, 03.07.2017 – NPO)

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