Ökologie

Weniger Blattläuse auf Öko-Feldern

Spritzen hilft nur kurzfristig und fördert „Jojo-Effekt“

Feld mit Triticale © CC-by-sa 3.0

Landwirte, die vorbeugend Insektizide gegen Blattläuse spritzen, erzielen damit nur kurzfristig einen Effekt. Denn auf längere Sicht tummeln sich auf ihren Äckern sogar mehr Läuse als auf unbehandelten Flächen. Das berichten Forscher in der Zeitschrift „PLoS One“. Die wenigsten Blattläuse und die meisten nützliche Blattlausfeinde, aber auch Bestäuberinsekten fanden sich wie erwartet auf Flächen mit ökologischem Anbau.

Biologische Landwirtschaft gilt als ökologisch sinnvoll und umweltschonend. Sie verringert den Eintrag giftiger Chemikalien in die Umwelt und trägt zur biologischen Vielfalt bei. Wie sich dies jedoch genau auf die Balance von Nutzpflanzen und Schädlingen auf dem Feld auswirkt, ist nicht in jedem Fall eindeutig geklärt. Für den weltweit besonders auf ärmeren Böden zunehmenden Anbau von Triticale, einer Kreuzung aus Weizen und Roggen, haben dies jetzt Biologen vom Biozentrum der Universität Würzburg genauer untersucht.

Die Wissenschaftler verglichen für ihre Studie Artenzahl und Häufigkeit von Pflanzen und Tieren bei 15 biologisch bewirtschafteten mit 15 konventionell gespritzten Triticale-Feldern. Zusätzlich verglichen sie zehn konventionell bewirtschaftete, aber ungespritzte Felder mit fünf Feldern, die mit Insektiziden gegen Blattläuse gespritzt wurden. In Bezug auf die Artenvielfalt waren die Ergebnisse eindeutig: Auf den ökologisch bewirtschafteten Feldern fanden sich fünf Mal mehr Pflanzenarten und sogar 20 Mal mehr Arten von Bestäuberinsekten. Die Häufigkeit der Bestäuber lag sogar um das Hundertfache höher.

Spritzen fördert „Jojo-Effekt“ bei Blattläusen

Spannend vor allem für die Landwirte war aber vor allem das Ergebnis bezüglich der gefürchteten Blattläuse: Auf den ökologischen Anbauflächen fanden die Forscher fünf Mal weniger Blattläuse als auf konventionellen Feldern. Und selbst auf konventionellen Feldern, die nicht gespritzt waren, lag die Blattlausdichte langfristig unter der der gespritzten.

„Kurzfristig führte das Spritzen zwar zu einer Abnahme der Schädlingsdichte. Aber nach vier Wochen fanden wir deutlich mehr Blattläuse als auf den ungespritzten Äckern“, erklärt Jochen Krauss. „Das hat auch die Landwirte erstaunt, auf deren Feldern wir die Studie durchgeführt haben. Der vorbeugende Einsatz von Insektiziden gegen Blattläuse kostet Zeit und Geld, bringt aber nach unseren Ergebnissen keine Vorteile.“

Mehr Blattläuse durch weniger natürliche Feinde

Zwei mögliche Erklärungen liefern die Forscher für das Phänomen. Denkbar ist: Die Insektizide raffen auch Tiere dahin, die Blattläuse fressen, also Marienkäfer und die Larven von Flor- und Schwebfliegen. Weil die Feinde fehlen, können die Läuse sich besser wiederansiedeln und schneller vermehren

als auf ungespritzten Flächen. Möglich ist aber auch ein indirekter Effekt: Das Insektizid tötet nur die Läuse, woraufhin deren Feinde den Acker verlassen – schließlich finden sie dort jetzt kein Futter mehr. Endergebnis: Auch in diesem Szenario kann sich die Blattlaus-Population nach der Wiederbesiedlung besser erholen, weil die Feinde weg sind.

Auf konventionellen Äckern, die nicht gespritzt werden, scheint also die Schädlingskontrolle durch natürliche Feinde besser zu funktionieren – dank der größeren biologischen Vielfalt auf diesen Äckern. (PLoS ONE, 2011; doi:10.1371/journal.pone.0019502)

(Universität Würzburg, 20.05.2011 – NPO)

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