Räuber unter sich: Fossile Zähne verraten, welche Raubsaurier im England der frühen Kreidezeit vorkamen – und sorgen für Überraschungen. Denn neben kleinen Verwandten des Velociraptors gab es dort zeitgleich und am gleichen Ort auch mittelgroße Tyrannosaurier und große Spinosaurier, wie Paläontologen herausgefunden haben. Die gut 135 Millionen Jahre alten Spinosaurier-Zähne sind sogar der bisher älteste Nachweis dieser Sauriergruppe in Europa.
Raubdinosaurier wie der riesige Tyrannosaurus rex, der Spinosaurus aegyptiacus mit seinem markanten Rückensegel oder der clevere Velociraptor gehören zu den Ikonen der Dino-Ära. Doch zu welcher Zeit sich die verschiedenen Raubsaurier entwickelten und wo sie überall vorkamen, ist oft noch nicht geklärt. Ein besonders rätselhaftes Zeitfenster liegt zum Beispiel in der frühen Kreidezeit vor 139 bis etwa 134 Millionen Jahren. Aus dieser Zeit gibt es weltweit kaum aussagekräftige Fossilienfunde.
KI entschlüsselt Dino-Zähne
Paläontologen um Chris Barker von der University of Southampton könnten nun allerdings ein wenig Licht ins Dunkel gebracht haben, indem sie fünf Raubdinosaurierzähne aus dem fraglichen Zeitabschnitt analysiert haben. Die Fossilien sind zwar schon vor längerem in einem Steinbruch an der Südküste der Grafschaft East Sussex gefunden worden, ließen sich bislang jedoch nur schwer konkreten Spezies zuordnen.
„Die Zuordnung von isolierten Zähnen zu Theropodengruppen kann eine Herausforderung sein, zumal sich viele Merkmale unabhängig voneinander in verschiedenen Abstammungslinien entwickelt haben“, erklärt Koautorin Lucy Handford von der University of York. „Deshalb haben wir verschiedene Methoden angewandt, um unsere Ergebnisse zu verfeinern.“ Konkret setzte das Team dabei auf maschinelles Lernen und trainierte eine künstliche Intelligenz darauf, die Feinheiten im Aufbau der verschiedenen Zähne bekannten Gruppen von Raubdinosauriern zuzuordnen.