Stressreaktion: Bakterienkolonien bilden manchmal spektakuläre geometrische Muster aus konzentrischen Kreisen. Wie diese entstehen, haben Biologen mithilfe von Computersimulationen aufgeklärt. Demnach bremsen die Bakterienzellen ihr Wachstum absichtlich, wenn sie zu wenig Platz und zu viele Nachbarn haben, um Spannungen und Stress zu reduzieren. Das Wissen um diese biophysikalischen Mechanismen könnte künftig helfen, die Ausbreitung von Krankheitserregern zu drosseln.
Normalerweise vermehren sich Zellen exponentiell: Eine Zelle wächst und teilt sich dann in zwei, aus diesen beiden Zellen werden vier, daraus wiederum acht. Dieses Schema der Zellproliferation wiederholt sich theoretisch unendlich – leider auch bei der Vermehrung von schädlichen Bakterien in unserem Körper. Doch in der Praxis stößt dieses Wachstum irgendwann an Grenzen – unter anderem, wenn der Platz knapp wird.
Bakterien aus mathematischer Sicht
Ein Team um Scott Weady vom Flatiron Institute in New York hat nun untersucht, wie Bakterien auf solche Wachstumsgrenzen reagieren. Dafür simulierten die Biologen mit Computermodellen das Verhalten von sich teilenden Bakterienkolonien unter verschiedenen räumlichen Bedingungen. Dabei analysierten sie, wie sich im Zuge der Vermehrung die Größe, Anordnung und Teilungsrate der Zellen verändert. Insbesondere verglichen sie die Zellteilung, wenn sehr wenige oder sehr viele Zellen vorhanden waren.
Mathematisch betrachtet handelt es sich dabei um Partikelsimulationen und ein Kontinuumsmodell. „Bei Partikelsimulationen hat man es mit etwas Diskretem zu tun – in diesem Fall mit Bakterien, die man im Laufe der Zeit verfolgt“, erklärt Weady. „Das Kontinuumsmodell funktioniert anders. Wenn die Anzahl der Teilchen sehr groß ist, kann man sie als kontinuierliches Material darstellen. Das hilft uns, den Zellteilungsprozess in größerem Maßstab besser zu untersuchen und zu verstehen, wie robust er ist.“