In Aktion ertappt: Forscher haben erstmals direkt beobachtet, wie ein Abschnitt der „Junk-DNA“ ein Gen an- und ausschaltet. Die Echtzeit-Aufnahmen enthüllen, wie sich der DNA-Strang verbiegt, um Steuersequenz und Gen in Kontakt zu bringen und wie dann das Ablesen des Gens einsetzt. Bisher war rätselhaft, wie solche „Enhancer“ mit ihren oft weit entfernten Genen kommunizieren. Überraschend auch: Die Transkription findet nur so lange statt, wie auch Kontakt mit der Steuersequenz besteht.
Unser Erbgut besteht nur zu zwei Prozent aus proteinkodierenden Genen – der Rest sind Genfragmente, Kopien oder DNA-Abschnitte mit unbekannter Funktion. Lange galten sie als funktionsloser DNA-Müll. Inzwischen jedoch ist klar, dass diese Junk-DNA für unser Erbgut sogar essenziell ist – sie bildet ein gewaltiges Steuerpult aus mehr als vier Millionen molekularen Schaltern.
Das Rätsel der Enhancer
Innerhalb der Junk-DNA gibt es allein 200.000 bis eine Million sogenannter Enhancer. Diese bis zu 1.500 Basenpaare langen DNA-Abschnitte sorgen erst dafür, dass die ihnen zugeordneten Gene abgelesen werden. Seltsam jedoch: Meist liegen die Enhancer im DNA-Strang weit von ihren Genen entfernt – oft trennen sie mehrere tausend DNA-Basen. Wie sie es schaffen, trotzdem ihr Gen rechtzeitig und gezielt anzuschalten, blieb daher bisher ein Rätsel.
„Trotz vieler Studien dazu im Laufe der letzten 30 Jahre ist noch immer offen, wie die Enhancer über so große genetische Entfernungen hinweg mit ihren Zielgenen kommunizieren“, sagen Thomas Gregor von der Princeton University und seine Kollegen. Das Problem: Der Blick ins Genom und auf die Enhancer war bisher nur bei präparierten und damit abgetöteten Zellen möglich. Doch damit allein lassen sich die funktionellen Zusammenhänge kaum klären.