Biologie

Wie die Katzen die Welt eroberten

Genanalysen enthüllen Wiege und die Ausbreitungswege der domestizierten Katzen

Katzen: Schon seit 10.000 Jahren des Menschen zahme Begleiter © Julija/ iStock.com

Vom wilden Jäger zum zahmen Stubentiger: Die Domestikation der Katze nahm vor 10.000 Jahren ihren Anfang im Nahen Osten, wie Genanalysen zeigen. Alle heutigen Hauskatzen stammen demnach von afrikanischen Wildkatzen ab. Über Handels- und Migrationsrouten breiteten sich die ersten Stubentiger von dort über die ganze Welt aus. Eine wichtige Drehscheibe war dabei Ägypten: Im Land der Pharaonen leisteten die Tiere ihren Dienst als Mäusejäger auf Handelsschiffen – und eroberten auf diese Weise neue Gefilde.

Die Katze gehört neben dem Hund zu unseren beliebtesten Haustieren – und das bereits seit geraumer Zeit. Schon vor rund 9.500 Jahren teilten Katzen und Menschen ihre Behausungen, wie archäologische Funde auf Zypern zeigen. In China finden sich die Vierbeiner seit rund 5.000 Jahren in Gemeinschaft mit dem Menschen – und in Ägypten wurden die Tiere bereits vor mindestens 4.000 Jahren geschätzt und sogar verehrt.

Von wo aus die Katze ihre Karriere als Haustier begann und wie aus einst wilden Streunern domestizierte Stubentiger wurden, ist bisher jedoch nur in Teilen verstanden. So war bislang etwa unklar, von welcher der fünf bekannten Wildkatzen-Unterarten unsere heutige Hauskatze ursprünglich abstammt. Genetische Analysen lüften dieses Geheimnis nun.

Wilder Vorfahre aus dem Nahen Osten

Um die Entwicklungsgeschichte der Hauskatze zu klären, untersuchten Claudio Ottoni von der Universität Leuven in Belgien und seine Kollegen genetisches Material aus Knochen, Zähnen und Fell von über 200 Katzen. Die sterblichen Überreste der Tiere stammten von archäologischen Fundstätten im Nahen Osten, Afrika sowie Europa und waren zwischen 100 und 9.000 Jahre alt.

Das Ergebnis der DNA-Analysen: Alle domestizierten Hauskatzen stammen von nur einer Wildkatzen-Unterart ab – der afrikanischen Wildkatze Felis silvestris lybica, die in Nordafrika und dem Nahen Osten vorkommt. Ausgangspunkt für die Domestikation der Katze waren demnach wilde Populationen im Nahen Osten.

Die Zähmung der Mäusejäger

Diese Tiere lebten wahrscheinlich schon tausende Jahre vor dem Beginn der eigentlichen Domestikation Seite an Seite mit den ersten Bauern in der Region. Denn in deren Nähe tummelten sich Mäuse, Ratten und andere schmackhafte Beute. Den Farmern konnten die Jagdkünste der Katzen nur recht sein, weil sie die Getreidelager frei von Schädlingen hielten.

Nach und nach fingen sie deshalb an, die Tiere gezielt für ihre Zwecke zu nutzen. Die Genanalysen zeigen, dass die Farmer vor rund 10.000 Jahren mit der Domestizierung der Jäger begannen und gezielt jene Tiere bevorzugten und züchteten, die sich für den Umgang mit dem Menschen als besonders geeignet erwiesen.

Drehscheibe Ägypten

Gemeinsam mit ihren Besitzern verbreiteten sich die ersten Hauskatzen im Laufe der Zeit entlang von Handels- und Migrationsrouten weit über den Nahen Osten hinaus und eroberten weite Teile Südwestasiens, Afrikas und Europas. Auf unserem Kontinent kamen die ersten gezähmten Katzen demnach bereits um 4.400 vor Christus an.

Eine wichtige Drehscheibe für den Siegeszug der domestizierten Katze um die Welt war den Wissenschaftlern zufolge die Handelsnation Ägypten. Im Land der Pharaonen wurden die Mäusejäger auf Schiffen gezielt zur Schädlingsbekämpfung eingesetzt und erreichten auf diesem Weg neue Länder. Unklar ist laut Ottoni allerdings, ob tatsächlich alle ägyptischen Hauskatzen von aus dem Nahen Osten importierten Tieren abstammen – oder ob in Ägypten womöglich eine zweite, unabhängige Domestizierung dort lebender Felis silvestris lybica-Populationen stattfand.

Charakter vor Optik

Wie die Genanalysen offenbaren, war in der ersten Phase der Domestikation vor allem das Verhalten der Katzen für die Menschen entscheidend. Ästhetische Fellzeichnungen schienen zweitrangig zu sein. So war ein Großteil der Hauskatzen im alten Ägypten wie ihre wilden Vorfahren makrelenartig getigert, wie das Team berichtet.

Erst ab dem Mittelalter kam die sogenannte gestromte Zeichnung mit breiteren Streifen und der typischen Schmetterlingszeichnung auf den Schultern vor – ein Indiz dafür, dass gezielt auf Optik gezüchtet wurde. Denn das gestromte Muster ist eine Genmutation der getigerten Zeichnung, die rezessiv ist, sich also ohne menschliches Eingreifen so gut wie nie durchsetzt. „Diese Zeichnung war erst im 18. Jahrhundert so verbreitet, dass sie dann zum typischen Merkmal der domestizierten Katze wurde“, schreiben die Forscher. (Nature Ecology & Evolution, 2017; 10.1038/s41559-017-0139)

(Nature/ KU Leuven, 20.06.2017 – DAL)

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