Ernährung

Wie Junkfood unseren Schlaf stört

Fett- und zuckerreiche Ernährung kann den Tiefschlaf beeinträchtigen

Schlafende Frau
Eine Junkfood-lastige Ernährung steht tiefem, erholsamem Schlaf im Weg. © Geber86/ iStock.com

Fettige Träume: Wer sich ungesund ernährt, schläft wahrscheinlich schlechter. Wissenschaftler haben jetzt herausgefunden, dass eine fett- und zuckerreiche Ernährung vor allem den Tiefschlaf beeinträchtigt. Sie reduziert die für diese Schlafphase typischen Delta-Wellen und macht den Tiefschlaf dadurch insgesamt leichter und weniger erholsam. Umgekehrt legen die Ergebnisse nahe, dass eine gesunde Ernährung die Schlafqualität verbessern und sogar dem kognitiven Abbau im Alter entgegenwirken könnte.

Unser Schlaf gliedert sich in verschiedene Phasen. Der Tiefschlaf ist dabei besonders wichtig für unsere Erholung und körperliche Regeneration. Während des traumlosen Tiefschlafs lassen sich in unserem Gehirn vor allem niederfrequente Delta-Wellen messen, was für eine sehr geringe Aktivität unseres Bewusstseins spricht. Deshalb lassen wir uns währenddessen auch nicht mehr so leicht von Geräuschen stören und sind schwerer zu wecken.

Äußere Einflüsse wie Stress, Schichtarbeit oder Essgewohnheiten können unsere Tiefschlafqualität allerdings beeinträchtigen. Gerade beim Thema Ernährung ist jedoch noch unklar, was genau verschiedene Arten von Essen nachts mit unserem Hirn anstellen.

Schlaftests zwischen Lachs und Schokoriegel

Um herauszufinden, welchen Einfluss die Ernährung auf unseren Schlaf hat, haben Forschende um Luiz Eduardo Mateus Brandão von der schwedischen Universität Uppsala nun den Schlaf von 15 gesunden Männern genauer untersucht. Dabei ernährten sich die Versuchsteilnehmer in zufälliger Reihenfolge eine Woche lang gesund und eine weitere Woche ungesund.

Die Mahlzeiten, die das Forschungsteam ihnen auftischte, hatten zwar in beiden Wochen dieselbe Kalorienanzahl, doch der enthaltene Anteil an Zucker und Fett schwankte. So bestand die gesunde Ernährung, die zum Beispiel ungesüßten Joghurt und Lachs mit Gemüse umfasste, zu 9,6 Prozent aus Zucker und zu 23 Prozent aus Fett. Die ungesunde Ernährung hingegen, in der es auch Tiefkühlpizzen und Schokoriegel gab, hatte einen Zuckeranteil von 17,6 Prozent und einen Fettanteil von 44,4 Prozent.

Nachts überwachten Brandão und seine Kollegen den Schlaf der Männer im Schlaflabor. Sie maßen dabei einerseits ihre Hirnaktivität mithilfe spezieller Elektroden und werteten andererseits aus, wie lange die Teilnehmer insgesamt schliefen und welche Schlafphasen wie lange andauerten.

Hirnwellen Schlaf
Die nächtlichen Hirnwellen eines Versuchsteilnehmers, während dieser sich gesund (oben) beziehungsweise ungesund (unten) ernährte. Das Junkfood hat zu weniger Delta-Wellen während der Tiefschlafphasen (N3) geführt. © Brandão et al./ Obesity/CC-by-nc 4.0

Junkfood beeinträchtigt den Tiefschlaf

Das Ergebnis: „Wir konnten feststellen, dass die Teilnehmer bei beiden Diäten gleich lange schliefen. Darüber hinaus verbrachten sie jeweils gleich viel Zeit in den verschiedenen Schlafphasen“, berichtet Brandãos Kollege Christopher Cedernaes. Was sich jedoch verändert hatte, war die Qualität des Tiefschlafs: „Interessanterweise fanden wir heraus, dass der Tiefschlaf eine geringere Delta-Wellen-Aktivität aufwies, wenn die Teilnehmer Junkfood gegessen hatten, als wenn sie gesündere Lebensmittel zu sich genommen hatten.“

Statt der langsamen Delta-Wellen, die den Körper in eine tiefe Ruhe versetzen, konnten die Forschenden während der Tiefschlafphasen nun auch vermehrt Theta-, Alpha- und Beta-Wellen messen, die für ein höheres Maß an Hirnaktivität und Bewusstsein sprechen. Aus diesen Veränderungen lässt sich ableiten, dass eine ungesunde Ernährung zu einem leichteren, wahrscheinlich auch weniger erholsamen Tiefschlaf führt, so Brandãos Team.

Gesündere Ernährung gegen Schlafstörungen?

Ähnliche Veränderungen des Schlafs lassen sich auch bei Menschen messen, die an Schlafstörungen leiden, oder generell bei älteren Menschen. Ihnen empfiehlt Cedernaes daher, stärker auf eine gesunde, fett- und zuckerarme Ernährung zu achten. Diese könnte den Anteil der Delta-Wellen während des Tiefschlafs erhöhen und somit zu einem insgesamt erholsameren Schlaf führen. Das könnte gleichzeitig auch dem kognitiven Abbau im Alter entgegenwirken, vermuten die Forschenden.

Doch auch das Umgekehrte gilt. „Es ist möglich, dass eine noch ungesündere Ernährung im Experiment zu noch größeren ernährungsbedingten Unterschieden etwa bei der Schlaf-Delta-Leistung geführt hätte“, so Brandão und seine Kollegen. Diese Annahme ist auch deshalb relevant, weil sich die Bevölkerung westlicher Länder teilweise noch ungesünder ernährt als im Experiment untersucht. So besteht die Ernährung eines durchschnittlichen jungen US-Amerikaners zum Beispiel zu 19 bis 23 Prozent aus Zucker – gegenüber den 17,6 Prozent im Experiment.

Weitere Forschung nötig

Bislang noch unklar ist jedoch, ob der ernährungsbedingt leichtere Tiefschlaf sich auch negativ auf wichtige Körperfunktionen wie Gedächtnis, Immunsystem und Hormonausschüttung auswirkt. Brandão und sein Team regen deshalb an, künftig auch diese Zusammenhänge experimentell zu untersuchen. Außerdem sollte erforscht werden, welche Stoffe genau bei einer ungesunden Ernährung den Tiefschlaf beeinträchtigen, so die Wissenschaftler. (Obesity, 2023; doi: 10.1002/oby.23787

Quelle: Schwedischer Forschungsrat

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