Botanik

Wie Pflanzen Wurzeln bilden

Genetiker erforschen Musterbildung im Embryo

Die Pflanzenwurzel wird bereits im Embryo angelegt. Dafür muss sich schon im winzigen Zellknäuel die Identität der Zellen herausbilden. In der Pflanzenentwicklung hängt die Übernahme bestimmter Aufgaben einer Zelle eng mit den Informationen zusammen, die sie über ihre Position im Zellverband hat. Tübinger Genetiker haben nun an der Modellpflanze Ackerschmalwand gezeigt, wie sich bei der Entwicklung des Embryos das erste Wurzelgewebe herausbildet.

{1r}

Mit der Erforschung solch hochkomplizierter, aber sehr grundlegender Vorgänge in Pflanzen wird die Basis für viele weitere Forschungsarbeiten auch in der anwendungsorientierten Entwicklung geschaffen, schreiben die Forscher in der Online-Ausgabe des Wissenschaftsmagazins „Nature“.

Wurzelgewebe wird „gegründet“

Im Samen der Ackerschmalwand bildet sich der Embryo aus der befruchten Eizelle heraus, die sich zunächst in zwei Tochterzellen teilt. Dabei entsteht beinahe der gesamte Embryo aus einer der beiden Tochterzellen, während die andere ein Verbindungsgewebe hervorbringt, das den Embryo im Nährgewebe verankert. Erst wenn der Embryo zu einem kleinen Zellknäuel herangewachsen ist, wird die an den Embryo angrenzende Zelle des Verbindungsgewebes durch aktivierende Signale vom Embryo dazu gebracht, Teil des Embryos zu werden und das Wurzelgewebe zu gründen.

Mitspieler im Regulierungsgeflecht identifiziert

Die Wissenschaftler um Alexandra Schlereth, Marika Kientz und Professor Gerd Jürgens vom Zentrum für Molekularbiologie der Pflanzen (ZMBP) der Universität Tübingen haben jetzt zusammen mit Kollegen der Universität Wageningen und vom Max-Planck-Institut für Entwicklungsbiologie diese Abläufe im Detail untersucht und konnten etliche der Mitspieler im komplizierten Regulierungsgeflecht identifizieren.

Die Ausbildung des Wurzelgewebes hängt zum einen von der Anhäufung des Pflanzenhormons Auxin ab, das verstärkt von dem Steuerungsfaktor Monopteros vom Embryo zur Wurzelgründungszelle gelenkt wird. Doch das reicht nicht aus. Die Forscher folgerten, dass Monopteros gezielt weitere Gene aktivieren muss.

Wurzelgene aufgespürt

Bei einer umfassenden Erhebung aller von Monopteros aktivierten Gene fanden sie vier Gene, die bereits während der Embryonalentwicklung eine Rolle spielen. Zwei davon, TMO5 und TMO7 – TMO = Target of Monopteros -, erwiesen sich in weiteren Tests als notwendig für die Ausbildung des Wurzelgewebes. Das vom TMO7-Gen gebildete Protein muss dazu vom Ort seines Entstehens im Embryo in die Wurzelgründungszelle wandern, so die Forscher. Es stellt somit ein bisher noch nicht bekanntes interzelluläres Signal bei der Wurzelbildung des Embryos dar.

Die detektivische Suche im Genetiklabor der Pflanzenforscher wird damit nicht beendet sein. Denn TMO7 ist wiederum ein Steuerungsfaktor, der in weitere Regulierungsgeflechte der Pflanzenentwicklung eingebunden ist.

(idw – Universität Tübingen, 12.03.2010 – DLO)

Keine Meldungen mehr verpassen – mit unserem wöchentlichen Newsletter.
Teilen:

In den Schlagzeilen

News des Tages

Skelett eines ungeborenee Kindes

So entstehen die Knochen des ungeborenen Kindes

Astronomen entdecken jüngsten Transit-Planet

Mehr Blackouts durch Wind- und Sonnenstrom?

Parkinson: Wenn mehr Dopamin mehr Zittern bedeutet

Diaschauen zum Thema

Dossiers zum Thema

Phytohormone - Überlebenswichtige Botenstoffe im Pflanzenreich

Bücher zum Thema

Wie die Pflanzen zu ihren Namen kamen - Eine Kulturgeschichte der Botanik von Anna Pavord

Die Macht der Gene - Schön wie Monroe, schlau wie Einstein von Markus Hengstschläger

Lehrbuch der Molekularen Zellbiologie - von Lutz Nover und Pascal von Koskull-Döring

Was treibt das Leben an? - Eine Reise in den Mikrokosmus der Zelle von Stephan Berry

Dolly - Der Aufbruch ins biotechnische Zeitalter von Colin Tudge, Ian Wilmut & Keith Campbell

Einführung in die Ökologie - von Wolfgang Tischler

Sechs Pflanzen verändern die Welt - Chinarinde, Zuckerrohr, Tee, Baumwolle, Kartoffel, Kokastrauch von Henry Hobhouse

Pflanzenjäger - In fernen Welten auf der Suche nach dem Paradies von Kej Hielscher, Renate Hücking

Top-Clicks der Woche