Überraschend anders: Sonnenblumen drehen ihren Kopf der Sonne entgegen, wenn diese den Himmel überquert. Doch anders als angenommen, wachsen die Pflanzen dabei nicht aktiv dem Licht entgegen, wie Forschende nun herausgefunden haben. Stattdessen rotiert ihr Kopf offenbar auch durch eine Vermeidungsreaktion: Sie wollen aus schattigen Bedingungen herauswachsen. Dabei kommt es zu einem verblüffend komplexen Zusammenspiel verschiedener Lichtrezeptoren, das noch nicht vollständig aufgeklärt ist.
Sonnenblumen folgen mit ihrem Kopf der Sonne, wenn diese den Himmel in einem Bogen von Ost nach West überquert. Das gelingt den Pflanzen, indem sie tagsüber vermehrt an der Ostseite ihres Stängels wachsen und sich so nach Westen verbiegen. Nachts wachsen Sonnenblumen hingegen stärker auf der Westseite und schwenken ihren Kopf so pünktlich zum Sonnenaufgang wieder zurück nach Osten. Doch wie gelingt den Sonnenblumen dieses „Heliotropismus“ genannte Kunststück?
Immer der Sonne nach
Ein Erklärungsansatz besagt, dass Heliotropismus eine spezielle Form des „Phototropismus“ ist – der Fähigkeit von Pflanzen, gezielt einer Lichtquelle entgegenzuwachsen. Der blaue Lichtanteil regt dabei spezielle Proteine, die sogenannten Phototropine, an. In der Folge verteilen diese das pflanzliche Wachstumshormon Auxin um, sodass es sich an der lichtabgewandten Seite der Pflanze ansammelt. In einem bislang nicht vollständig entschlüsselten Prozess führt das Auxin schließlich dazu, dass die Pflanze dem blauen Licht entgegenwächst.
Ob Sonnenblumen bei ihrer täglichen Kopfrotation ähnlich vorgehen, haben Forschende um Christopher Brooks von der University of California in Davis nun zum ersten Mal experimentell überprüft. Dafür überwachten sie die Genaktivität von Sonnenblumen im Labor und Freiland und konnten so indirekt herausfinden, welche Rolle Phototropin bei der Kopfbewegung der Sonnenblumen spielt.