Giganten der Meere: Bartenwale wie Blau- und Buckelwal entwickelten ihren Riesenwuchs früher – und in der südlichen statt wie angenommen in der nördlichen Hemisphäre, wie Paläontologen nun herausgefunden haben. Darauf deutet der Fund eines neun Meter langen Bartenwalfossils in Australien hin. Da der Wal bereits vor 16 bis 21 Millionen Jahren gelebt hat, muss auch der Zeitraum rückdatiert werden, ab dem die Tiere einst ihren Gigantismus entwickelten. Bislang ging man davon aus, dass dies vor gerade einmal drei Millionen Jahren geschah.
Die größten Tiere der Welt und möglicherweise sogar aller Zeiten leben in unseren Meeren: Bartenwale. Mit ihren Bartenplatten aus Keratin filtern sie täglich tonnenweise Krill, Plankton und andere Kleinorganismen aus dem Wasser. Zu diesen Giganten der Meere gehören unter anderem der Buckel- und Blauwal. Letzterer bringt es auf bis zu 33 Meter Länge und 200 Tonnen Gewicht. Allein sein Herz wiegt so viel wie ein Kleinwagen, seine Zunge so viel wie ein Afrikanischer Elefant. Doch wie und wann wurden er und andere Bartenwale zu solchen Giganten?
Von schmächtig zu mächtig
Bekannt ist, dass frühe Bartenwale mit wenigen Metern Länge noch eher schmächtig waren. Wie Fossilienfunde belegen, tauchten die ersten wirklich riesigen Exemplare erst vor rund drei Millionen Jahren in der nördlichen Hemisphäre auf. Bislang nahm man daher an, dass sich der Gigantismus der Bartenwale sprunghaft und in den Meeren des Nordens entwickelt haben muss. Der enorme Größenzuwachs wäre damit eine Reaktion auf die Veränderungen einer nahenden Eiszeit gewesen.
Doch ein Fossilienfund aus Australien bringt diese Hypothese nun ins Wanken. Es handelt sich um das Unterkieferfragment eines Bartenwals, der vor 21 bis 16 Millionen Jahren in der südlichen Hemisphäre lebte. Seine fossilen Überreste sind bereits im Jahr 1921 aus einer Felswand des südaustralischen Murray Rivers geborgen worden. Doch erst jetzt haben Paläontologen um James Rule von der Monash University in Melbourne sie noch einmal eingehend untersucht – mit überraschendem Ergebnis.