Bakterien-Oase in der Wasserleitung: Wer glaubt, unser Trinkwasser sei halbwegs keimfrei, der irrt. Denn im Wasser und in den Wasserleitungen tummeln sich Millionen bisher unerkannter Bakterien, wie schwedische Forscher entdeckt haben. Das aber ist kein Grund zum Ekel, denn diese Mikroben sind nicht schädlich, sondern sogar nützlich: Die bakteriellen Biofilme helfen dabei, das Trinkwasser sauber zu halten.
Unser Trinkwasser ist in den meisten Regionen Deutschlands sauberer und schadstofffreier als viele Mineralwässer. Komplexe Aufbereitungsverfahren sorgen dafür, dass Schmutz, Keime oder Umweltgifte nach Möglichkeit nicht in die Wasserleitungen gelangen. Strenge Grenzwerte limitieren zudem, was im Trinkwasser enthalten sein darf. Doch wie sich jetzt zeigt, gibt es in unsere Wasserleitungen eine ganze Organismenwelt, die bisher allen Tests und Nachforschungen entgangen ist.
Entdeckt haben dies Catherine Paul von der Lund Universität in Schweden und ihre Kollegen, als sie Proben aus den Belägen an der Innenseite von sechs verschiedenen Trinkwasserleitungen und Wasserzählern einer DNA-Analyse unterzogen. Um herauszufinden, welche Bakterien in diesen Ablagerungen vorkommen, suchten und isolierten sie gezielt Abschnitte der ribosomalen RNA.
80.000 Bakterien in einem Milliliter
Das überraschende Ergebnis: Im Trinkwasser und in den Belägen unserer Wasserleitungen wimmelt es nur so von Bakterien. In einem Glas Wasser sind rund zehn Millionen Mikroorganismen enthalten, wie die Forscher feststellten. Diese Bakterien stammen vor allem aus den Ablagerungen, die sich an den Innenwänden der Leitungen bilden. Dort bilden die Mikroben sogenannte Biofilme – vernetzte, von Schleim umhüllte Kolonien, die sie besonders robust gegenüber schädlichen Umwelteinflüssen machen.