Verschwundenes Erbe: Neandertaler gaben unseren Vorfahren einst zahlreiche Gene weiter. Doch ein Großteil dieses durch Kreuzungen vererbten Guts wurde im Laufe der Evolution wieder gelöscht. Schuld daran war offenbar die stärkere Populationsgröße der modernen Menschen, wie Forscher nun berichten. Schwache Genvarianten, die bei der kleinen Neandertaler-Population auch durch Selektion nicht beseitigt werden konnten, hatten beim Menschen dagegen keine Chance.
Die Neandertaler sind vor rund 35.000 Jahren ausgestorben – ein Teil von ihnen lebt jedoch in uns weiter: Die Frühmenschen haben im Erbgut moderner Menschen ihre Spuren hinterlassen. Wir Europäer tragen zum Beispiel rund zwei Prozent Neandertaler-DNA in uns, weil sich einige unserer Vorfahren mit Neandertalern paarten und Kinder zeugten.
Begonnen hat das Techtelmechtel vor rund 50.000 bis 80.000 Jahren, als unsere Vorfahren den afrikanischen Kontinent verließen und sich in Europa und Asien ausbreiteten, wo sie auf die Neandertaler stießen. Während dieser Zeit kam es immer wieder zur erfolgreichen Fortpflanzung zwischen den eng verwandten Arten. Trotzdem setzte sich ein Großteil des vererbten Neandertaler-Erbguts langfristig bei uns nicht durch – es verschwand wieder.
Was geschah mit der Neandertaler-DNA?
Warum aber kam es nicht zu einer stärkeren Verschmelzung beider Arten – und auf welche Weise verlor der moderne Mensch das genetische Material seines Verwandten? Um diese Frage zu klären, haben Wissenschaftler um Ivan Juric von der University of California in Davis mithilfe statistischer Methoden untersucht, wie sehr die Neandertaler-Spuren im Genom moderner Menschen natürlicher Selektion unterlagen.