Hawaii und Neuseeland weit vorn
Das Ergebnis: Auf Inseln und in Küstenregionen gibt es die meisten neu eingebürgerten Arten – was angesichts des Seehandels als Hauptursache für die Bioinvasion wenig überrascht. Unter den Hotspots bei den Küsten liegt Florida ganz vorne, gefolgt von vielen europäischen Küstengebieten. Bei den Inseln sind Hawaii und die Nordinsel von Neuseeland am stärksten betroffen, wie die Forscher berichten.

Das aus Nordamerika stammende Grauhörnchen ist in Italien und besonders in Großbritannien weit verbreitet. © Tim Blackburn
„Beide Regionen sind abgelegene und ursprünglich sehr isolierte Inseln, in denen manche Organismengruppen von Natur aus fehlten – wie etwa Säugetiere“, erklärt Koautor Franz Essl von der Universität Wien. Doch das allein erklärt deren Anfälligkeit noch nicht. Denn andere ähnlich isolierte Inseln im Pazifik sind bisher kaum betroffen. Insgesamt gesehen sind tropische Inseln jedoch eher Hotspots der Bioinvasion als Inseln in kalten oder gemäßigten Breiten.
Je mehr Menschen, desto mehr Invasoren
Aber warum? Der Grund dafür zeigte sich, als die Forscher die Bioinvasorenzahlen mit der Wirtschaftskraft und der Bevölkerungsdichte der verschiedenen Regionen verglichen. „Wir fanden einen deutlichen Anstieg der Anzahl eingebürgerter Neobiota in dicht besiedelten Regionen sowie in Gebieten mit hoher ökonomischer Entwicklung“, erklärt Koautor Dietmar Moser von der Universität Wien. Grund dafür könnte das höhere Importaufkommen in diesen Gebieten sein.
Besonders groß ist der Einfluss der Bevölkerungsdichte bei eingeschleppten oder eingeführten Pflanzen, Fischen und Spinnen. Dazu passt, dass Deutschland das europäische Land mit den meisten eingeschleppten Spinnenarten ist, Großbritannien hat dagegen mehr Neophyten als jedes andere Land Europas.
„Allerdings benötigen wir noch mehr Forschung um zu verstehen, ob diese Effekte auftreten, weil in solchen Regionen mehr Arten eingeführt werden oder weil die Neuankömmlinge sich wegen der durch den Menschen gestörten Ökosysteme hier leichter etablieren und vermehren können“, sagt Dawson.

Die Kapuzen-Wolfszahnnatter (Lycodon capucinus) ist ein Neuzugang auf der Weihnachtsinsel. Sie stammt ursprünglich aus Südostasien. © Pablo García-Diaz
Inselstaaten sind gefährdeter
Bei den Inseln spielt dagegen eine große Rolle, ob sie zu einem Inselstaat gehören oder nur Teil eines größeren, auf dem Festland liegenden Landes sind. Denn bei Inselstaaten liegen die Haupthäfen und damit auch die Haupteinfallstore für Bioinvasoren auf den Inseln selbst. Im Falle von Neuseeland beispielsweise bedeutet dies: Die blinden Passagiere landen mit dem Importgut direkt auf der Insel.
Anders bei den meisten europäischen Ländern: Hier liegen die großen Häfen am Festland, die vorgelagerten Inseln sind dagegen eher dünn besiedelt und haben wenig Handelsverkehr. Deshalb konzentrieren sich die Hotspots der Bioinvasoren eher entlang der Küsten und weniger auf den Inseln, wie die Forscher erklären. Ein weiterer Faktor ist die Temperatur: Zumindest Pflanzen, Reptilien und Ameisen etablieren sich eher in Regionen mit milderem, warmem Klima.
„Die Gegenmaßnahmen reichen nicht“
Wie die Forscher betonen, sind nicht alle Neuankömmlinge automatisch schädlich. „Viele davon sind sogar nützlich oder schaffen es nicht, sich in ihrer neuen Heimat zu etablieren“, sagt Dawson. Veiel andere Bioinvasoren aber können sich zu einer großen Gefahr für einheimische und möglicherweise nur in einem Gebiet auf der Welt vorkommende Arten entwickeln.
„Unsere Studie zeigt, dass die Anstrengungen dagegen bislang nicht effektiv genug waren, um mit der Globalisierung Schritt zu halten“, meint Essl. „Es ist daher dringend erforderlich, effektivere gesetzliche Maßnahmen zu implementieren, besonders für Inseln.“ Tatsächlich hat beispielsweise Neuseeland in den letzten Jahrzehnten umfassende Regelungen erlassen, um die Einschleppung weiterer Neobiota zu verhindern.
Auf kleineren Inseln ist es in den letzten Jahren mehrfach gelungen, eingeschleppte Räuber wie Ratten und Mäuse wieder auszurotten. Diese Beispiele zeigen, dass erfolgreiches Handeln möglich ist, so die Forscher. (Nature Ecology and Evolution, 2017; doi: 10.1038/s41559-017-0186)
(Nature Group/ Universität Wien, 13.06.2017 – NPO)
13. Juni 2017