Wenn schwangere Frauen in den letzten vier Schwangerschaftsmonaten einen tiefen Pegel des „Kuschelhormons“ Hormons Oxytocin im Blut haben, könnte dies ein Alarmzeichen sein. Denn dann steigt ihr Risiko, nach der Geburt eine Wochenbettdepression zu entwickeln. Das zeigt eine jetzt in der Zeitschrift „Neuropsychopharmacology“ veröffentlichte Studie. Ein tiefer Oxytocin-Pegel könnte daher zukünftig als möglicher Vorbote einer postpartalen Depression gelten.
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Zehn bis 20 Prozent aller Mütter erkranken nach der Geburt ihres Kindes an einer mehr oder minder starken Wochenbettdepression. Typische Symptome dieser postpartalen Depression sind unter anderem Niedergeschlagenheit, Erschöpfung und Schlafstörungen, aber auch Zwangsstörungen oder Angstattacken. In schweren Fällen können die Betroffenen Selbstmord-gefährdet sein oder das Kind töten. Bekannt ist bereits, dass vorhergehende psychische Erkrankungen oder Probleme das Auftreten einer solchen Depression fördern. Jetzt haben Forscher der Universität Basel jedoch auch eine hormonelle Komponente entdeckt.
Warnzeichen in den letzten vier Schwangerschaftsmonate
Die Wissenschaftler um Gunther Meinlschmidt von der Universität Basel untersuchten für ihre Studie den Zusammenhang zwischen einer postpartalen Depression und dem Hormon Oxytocin. Dieses hat über die ganze Phase von Schwangerschaft, Geburt und Wochenbett eine wichtige Bedeutung: Oxytocin löst etwa die Geburtswehen aus und regt die Milchfreisetzung an. Die Forschenden analysierten den Oxytocin-Wert im Blut von 74 Schwangeren und erhoben nach der Geburt mit einem Fragebogen die Stimmungslage der Frauen.
Dabei stellten sie fest, dass ein tiefer Oxytocin-Spiegel in den letzten vier Schwangerschaftsmonaten mit einem erhöhten Risiko verbunden ist, in den ersten zwei Wochen nach der Geburt Symptome einer Wochenbettdepression zu entwickeln. Ein tiefer Oxytocin-Pegel kann somit als möglicher Vorbote einer postpartalen Depression gelten. Dieser Befund stützt frühere Forschungsergebnisse, die Oxytocin bereits mit der Entstehung von Depressionen und der körperlichen Reaktion auf Stress in Verbindung gebracht haben. Ein besseres Verständnis dieser Mechanismen könnte dazu beitragen, eine vorbeugende Behandlung gegen die Wochenbettdepression zu entwickeln. (Neuropsychopharmacology (AOP), 2011; doi:10.1038/npp.2011.74)
(Universität Basel, 12.05.2011 – NPO)