Evolution

Wölfe verstehen bereits menschliche Signale

Experiment zeigt soziales Lernverhalten bereits bei Vorfahren des Haushundes

Verhaltensforscherin Zsófia Virányi mit einem Wolf. © Wolf Science Center

Hunde sind höchst soziale Tiere, die selbst subtile Signale des Menschen verstehen und von ihm lernen können. Ob auch der Wolf dies schon konnte, oder ob diese Fähigkeit erst im Laufe der Domestikation entstand, haben Wiener Forscherinnen jetzt untersucht. Ihr Ergebnis: Auch Wölfe lernen schnell, die Signale von Menschen und auch von Hunden zu verstehen. Die Vorfahren unserer Hunde brachten demnach diese Fähigkeit schon mit.

Hunde waren die ersten Tiere, die der Mensch domestizierte. Die hohe soziale und kommunikative Kompetenz des Hundes im Umgang mit Menschen macht ihn zu einem der heute beliebtesten Haustiere. Die nahen Verwandten der Hunde, die Wölfe, sind ebenso hoch sozial. Sie kooperieren untereinander, ziehen gemeinsam ihre Jungen groß, jagen gemeinschaftlich und verteidigen als Rudel ihr Territorium. Friederike Range und ihre Kollegin Zsófia Virányi von der Veterinärmedizinischen Universität Wien interessierten sich für die soziale Lernfähigkeit des Hundes. Sie wollten wissen, ob diese erst durch die Interaktion zwischen Hund und Mensch entstanden, oder ob sie bereits bei Wölfen zu beobachten sind.

Wölfe lernen von Artgenossen und Menschen

Die Verhaltensforscherinnen untersuchten elf Wölfe und vierzehn Hunde, die im Wolf Science Center in Niederösterreich aufgezogen und in Rudeln gehalten wurden. Mit einfachen Lernexperimenten, in denen Haushunde und Menschen etwas vorzeigten, erforschten die Wissenschaftlerinnen die kognitiven Fähigkeiten beider Tierarten.

Wölfe und Hunde beobachteten, wie ein Mensch oder ein speziell trainierter Haushund Nahrung vor den Augen der Tiere versteckten. Im Vergleich zur Kontrolle fanden sowohl die Wölfe als auch die Hunde die Verstecke häufiger, nachdem sie beobachteten, wie die Nahrung versteckt wurde. Das bedeutet, dass die Tiere nicht nur ihrem Geruchssinn vertrauen, sondern auch beobachten und diese Information nutzen.

Die Forscherinnen interessierten sich auch dafür, wie aufmerksam die Tiere beobachten. Wenn ein Hund oder Mensch nur vorgab, Fressen zu verstecken, reagierten die Tiere unterschiedlich. Hunde unterschieden zwischen der Demonstration und der Kontrollsituation und suchten nur, wenn wirklich Futter versteckt wurde. Wölfe dagegen unterschieden nur zwischen den beiden Situationen, wenn sie Menschen beobachten konnten. War der Demonstrator dagegen ein Hund, zeigten die Wölfe generell weniger Interesse und machten keinen Unterschied zwischen den beiden Situationen.

Wölfe achten genau auf Signale von Artgenossen

Das könnte daran liegen, dass die Hundedemonstratoren das Futter, das sie verstecken mussten, nicht mochten und dies auch durch ihr Verhalten zeigten. Die Forscherinnen nehmen an, dass genau hier der Knackpunkt liegt. Wölfe sind sehr wachsam, wenn es um genaues Beobachten von Artverwandten geht. Und da die Hunde, die die Nahrung versteckten, diese selbst nicht mochten, interessierten sich auch die Wölfe weniger dafür.

Insgesamt lassen die Forschungsergebnisse darauf schließen, dass Hunde und Wölfe Informationen nutzen, die sie von Artgenossen und von Menschen erhalten. Hunde und Wölfe haben also sehr viel gemeinsam, wenn es um ihre kognitiven Fähigkeiten geht. „Die Fähigkeit, von sozialen Partnern – ob Artgenosse oder Mensch – zu lernen, beschränkt sich nicht auf den Hund sondern war bereits bei den Vorfahren, den Wölfen, vorhanden. Bei der Domestikation machte sich der Mensch diese sozialen Fähigkeiten der Wölfe zu Nutze“, so das Resümee von Friederike Range.

(Frontiers in Psychology, 2013; doi: 10.3389/fpsyg.2013.00868)

(Veterinärmedizinische Universität Wien, 05.12.2013 – AKR)

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